Letters home 1967 -1978

Sunday, December 23, 2012

1972 Pendulum - Singapur - Malaysia


Singapore                            9. 9. 1972



Liebe Mutter,

na also, da habe ich den nächsten Brief von Dir, und das hört sich ja schon besser an. Bin ich froh, dass der Dieter heil angekommen ist. Die Chinesin ist auch eines meiner Lieblingsbilder. Was die Symbolik anbelangt, sie lächelt zwar, schaut zufrieden aus, nur mit den Augen hast Du Unrecht. Sie hat zwar die wohl schlitzigsten Schlitzaugen, aber geschlossen sind die nicht. Von wegen.

Das Foto habe ich inzwischen an Malaysia-Singapore Airlines verkauft, für 800 Mark (nicht schlecht für meine Knipserei). Also bitte, nehme nicht mein Geschreibsel so ernst, wenn ich auch noch vorsichtig sein muss, was und wie ich schreibe, dann macht die ganze Schreiberei keinen Spass.

Meine Lage ist wohl etwas gespannt, aber keineswegs so dramatisch, wie Du sie aufzufassen scheinst. Was Deine Sorgen also anbelangt, so bitt ich Dich herzlich, die auf Reisevorbereitungen zu beschränken. Denn je mehr ich mir’s so überlege, solltest Du doch den deutschen Zoo mit dem hiesigen vergleichen.

Und ausserdem wär’s bestimmt ganz nett, die Henny mal wieder am Halse zu haben,

                            Dein Sohn






Singapur    1. 11. 1972 

 
Liebe Mutti,


kaum war Dein letzter Brief im Briefkasten, da kam Dein Brief vom 11. und dann gleich Dein letzter Brief. Daher ganz kurz nochmal meine Antwort, obwohl sich in der Zwischenzeit alles wohl aufgeklärt hat.

Walters Anruf an Dich muss sich mit meinem Telegramm an ihn gekreuzt haben. Ich konnte nicht genau wissen bis dahin, wann wir wieder in Bali sind, und da Star dann am Montag nach Bali flog, habe ich ihm am Sonntag zurück telegrafiert. Also wenn alles gut geht, wird Walter bis zum Ende dieses Monats seine Bali Bilder haben, die per Luftfracht zu ihm geschickt werden.

Meine letzten Briefe an Euch wurden sicherlich nicht transportiert, da hier einige Festtage zusammentrafen und für einige Tage alles geschlossen war. Da ich ja das Telegramm geschickt hatte und so schnell Antwort von Dir bekam, habe ich rechtzeitig die Flüge abgebucht und auf den 28. verschoben. Inzwischen auch habe ich Helgas Ticket bis auf weiteres verschoben, nur Deine Buchung steht noch, kann aber, wie schon im letzten Brief erwähnt, ohne weiteres zum nächsten Termin am 11. Dezember verschoben werden.

Da ich jetzt immer noch in Singapore bleiben werde, bis mindestens 20. – 25. Dezember, wäre es mir am liebsten, wenn Du es schon am 28. November schaffen könntest. Bis zum 23. sollte ich von Dir Bescheid haben. Sollte mein letzter Brief durch irgendeinen Umstand wieder nicht angekommen sein, telegrafiere ganz kurz das endgültige Datum Deiner Abreise. Die Tickets werde ich hier erledigen. Die verschiedenen Daten also nochmal: 28. Nov., 11. Dez., 18. Dez., 25. Dezember. Bitte komm so schnell wie möglich.

Ich möchte hoffen, dass mein letzter Brief Dich noch vor Deinem Besuch in Münster übers Wochenende erreicht hat. Ich werde diesen Brief nach Krefeld adressieren, ich glaube, es ist sicherer als nach Münster, falls er übers Wochenende aufgehalten wird. Hoffentlich kann ich Euch telefonisch erreichen, wenn Ihr alle zusammen seid.

Ich sitze hier wieder in meinem Büro, die Balkontür ist offen. Um mich herum sind Hochhäuser, doch genügend grüne Bäume, so dass der Eindruck einer tropischen Stadt erhalten bleibt. Ganz in der Nähe ist ein kleines malayisches Dorf, wie eine Insel inmitten der Stadt erhalten geblieben, und vom Turm einer winzigen Moschee ruft gerade der Muezzin zum Gebet. Wie jeden Tag. Sein Ruf mischt sich mit dem Lärm des Verkehrs in kontrastreichem Gemisch. –

Meine Arbeit geht langsam vorwärts. Es gab fast eine Katastrophe beim Drucken in dieser Woche. Die Fotos des Buches waren in der Reproduktion versaut worden. Jetzt müssen sie wiederholt werden, was alles wieder um drei Wochen verschiebt. Es ist zum Davonlaufen.

Erfreulicher war der Besuch von Johannes Schaaf, den Du, glaube ich, damals bei den Filmaufnahmen in Bali kennengelernt hast. Sein Film „Trota“ muss ja in Deutschland ein grosser Erfolg gewesen sein. Trotzdem hat er die Schnauze von Deutschland richtig voll und hat mir eine Partnerschaft angeboten, um in Asien mit ihm zusammen Dokumentationsfilme zu drehen. Ich kenn diese Gegend halt so gut wie kaum ein anderer und bin natürlich ganz aufgedreht bei dem Gedanken, mit solch einem begabten Regisseur wie Hannes zusammenzuarbeiten. Mal sehen, ob sich solche Pläne verwirklichen lassen. Du siehst, eines kann evtl. viel mehr nach sich ziehen.

Ich freue mich so, dass Du bald hier sein wirst, und ich Dir mehr sagen kann, als in Briefen möglich ist. Es ist mir ganz unklar, wo das ganze letzte Jahr geblieben ist.

Bitte gebe alle meine Liebe zu Helga.

Bis bald                                                                            

Hans











Singapur          November 1972


Liebe Mutti,

gerade hatte ich einen Brief an Dich angefangen und geschrieben, dass ich das Gefühl habe, ein Brief sei unterwegs,  da kam Dein Brief an. Unsere Briefe müssen sich gekreuzt haben, denn wie es scheint, wurden meine Briefe während der hiesigen Feiertage nicht transportiert. Das war heute Nachmittag.

Jetzt sitze ich im Büro einer Druckerei, die gerade unser Malaysia Buch druckt, es ist ein Uhr nachts, und ich warte auf die verschiedenen Andrucke, die ich überwachen muss. Bis ich hier wegkomme, wird es wohl 4 Uhr werden, und so will ich die Wartezeit ausnützen, mich mit Dir ein wenig zu unterhalten.

So unendlich schwer ist es für mich, zu all dem Geschehen um Heris Tod Stellung zu nehmen in einem Brief, und die Tatsache meines Hierseins hat mich teilweise ganz verzweifelt gemacht. Wie elendig ich mir vorkomme, nicht bei Euch gewesen zu sein und ein wenig mit Euch teilen zu können, ist schwer zu beschreiben. Wir haben uns alle hier eingehend über die verschiedenen Möglichkeiten unterhalten. Unsere schwierige Lage im Augenblick, das Fotolabor, das sich gerade zum Besseren zu wenden scheint und unsere Schulden langsam abträgt, das nächste Buch, das gerade in den Druck ging und die Vorbereitungen zur dritten Auflage des Bali Buches, eine deutsche und französische Übersetzung und das neueste, das nächste Projekt in Thailand, alles das Angefangene und halb Beendete war zu gewichtig, um Hals über Kopf nach Hause zu fliegen, wie ich es mir gewünscht hätte.

Da alle unsere Projekte augenblicklich finanziell sehr mager aussehen und wohl für weitere zwei Monate so bleiben werden, haben wir kritisch Kasse gemacht. Als Henry mit einem abgeschlossenen Verkauf von einem Buch über Thailand aus Bangkok zurück kam, war dann auch wieder etwas mehr finanzieller Sonnenschein hinter dem Gewölk, und wir kamen zu dem Schluss, für Dich und Helga eine Reise nach Asien zu finanzieren.

Vielleicht war mein Versuch, Euch beide schon in dieser Woche hier zu haben, total überstürzt und unrealistisch. Der sofortige Wunsch, Euch beide so schnell wie möglich aus dem traurigen Geschehen zu entführen und Euch beide mit mir zu haben, war wohl der Hauptentschluss zur Reservation des Fluges. Dein Brief heute hat mir klar gemacht, wie Eure Pläne wohl aussehen werden. Doch lass mich gleich nochmal versuchen,  Dir die verschiedenen Möglichkeiten etwas näher zu erklären.

 Wie ich Dir ja schon schrieb, möchte ich es unbedingt vermeiden, dass Dein Kommen wieder einmal zu so einem „nur-zu-Besuch“ wird. Deine Balireise und mein Weihnachtsbesuch waren doch wohl mehr eine Strapaze dadurch, dass unsere beiden Seelchen wenig Zeit hatten, sich an die jeweilige Änderung zu gewöhnen. Mutter und Sohn für so zwei, drei Wochen, mit all den nervlichen Belastungen einer langen Trennung. Kaum ist man angekommen, da heisst es schon wieder packen, all die Gespräche, die man sich aufgespart hat, werden ein wenig zerquetscht und was bleibt, ist so nahe der Enttäuschung. Daher vor allem wollte ich es diesmal ein wenig anders versuchen, wollte einfach, dass Du hier mit uns lebst, was von meiner Arbeit kennst und erst dann wieder gehst, wenn es Dir gefällt und nicht, wenn der Abreisetermin näherkommt.

Ich bin sicher, dass das geht, vor allem, wenn Du Dich ein wenig darauf vorbereitest. Ein schönes Zimmer habe ich hier jetzt leerstehen und ich warte halt.

 Meine Pläne sehen augenblicklich so aus: Ich werde weiterhin hier in Singapore mein Hauptquartier haben, das Büro bleibt hier und die Kompanieadresse, dazu werde ich meine Wohnung behalten, ein recht grosses Apartment mit drei Schlafräumen, einem grossen Wohnzimmer, Küche und drei Badezimmer, ‚ner indischen Hausgehilfin, die darauf brennt, von Dir zu lernen, wie man Käsekuchen macht. Hier werde ich sein bis etwa so dem 20. oder Ende Dezember.

Von Januar ab werde ich mit Star dann ein zweites Quartier in Bangkok aufschlagen und das Thailandbuch beginnen. Wie ich Dir schon schrieb, stellt uns Stars Vater seine thailändischen Häuser in Bangkok zur Verfügung, eine ganz märchenhafte Zusammensetzung aus geschwungenen Holzgiebeln, Terrassen, verschachtelten Zimmern, neben einem der Klongs, Bangkoks malerischen Wasserwegen, die die Stadt durchziehen. Das ist die Wohnanlage eines berühmten Amerikaners, Jim Thomson, der unter sehr mysteriösen Umständen in Malaysier verschwand. Aber das ist schon wieder eine andere Geschichte.

Auch dort gibt es reichlich Platz. Hier möchte ich also wieder zurückkommen zu Eurem Besuch. Ich will weiterhin Deine und Helgas Flugreise von meinem Kapital bestreiten. Dein Brief gab mir den Eindruck, dass Du damit gerechnet hattest, Deine Reise selbst zu bezahlen. Darf ich vorschlagen, dass Du dieses bereitgestellte Geld dem Harald gibst für sein Ticket? Dann nämlich wäre ein Wiedersehen von uns allen drei ohne weiteres möglich. Das Taschengeld für Euch hier wird doch bestimmt aufzutreiben sein. Ich möchte natürlich, dass das schon zu Weihnachten möglich wäre, doch Helgas Wunsch, das Weihnachtsfest mit Heris Familie zu verbringen, geht natürlich vor. Nur ihr geplanter Urlaub in die Rhön kann doch bestimmt einer Reise nach hier wegen auf weiteres verschoben werden??

Wenn irgendwie möglich, sollte sie doch versuchen, ein paar Tage mehr frei zu nehmen, damit evtl. wenigstens zwei Wochen für uns zusammen herausschauen. Die preisgünstigste Fluggesellschaft hier hat folgende Termine: alle von Brüssel nach Bangkok-Singapore: 28. November (nach Deinem Telegramm habe ich Deine und Helgas Reservation auf dieses Datum verschoben) Da ich einsehe, dass Helga an diesem Datum wohl nicht kommen kann, werde ich ihre Reise weiterhin offenhalten für ein späteres Datum. Dich möchte ich jedoch nochmals zu beschwatzen versuchen. Ich muss bis zum 23. November eine feste Zusage machen, das lässt Dir also Zeit, Dich mit Helga und Harald zu bereden und mir dann umgehend Deinen Entschluss mitzuteilen.

Ich verstehe natürlich, dass Deine Sorge um Helga vorgeht, möchte Dich jedoch so schnell wie möglich hier in Singapore haben, in Sommerkleidung und so weit wie möglich weg von Heizung. Das nächste Datum wäre dann der 11. Dezember und ein weiteres der 18. Dezember und der 25. Dezember. Ich werde Mitte Januar wohl eine Reise durch Thailand unternehmen, von Bangkok aus einige Trips machen, um Fotos für’s Thailand Buch zu machen. Am allerliebsten wäre es mir, wenn Du es am 28. November schaffen würdest. Dann hätten wir einige Wochen hier in Singapore zuerst und würden evtl. mit dem Wagen zusammen nach Bangkok kutschieren, ganz gemütlich und schon auf der Reise Fotos in Südthailand machen. Harald und Helga sollten uns dann wenn möglich zwischen Weihnachten und Neujahr besuchen. Was hältst Du davon? Wie lange Du hier bleibst, solltest Du dann später entscheiden. So viel zu Reiseplänen. –

Ich will diesen Brief schliessen, damit er auf die Post kommt. Dass Ihr versucht habt, mich anzurufen und nichts durchkam, ist schwer zu erklären. Nochmal meine Nummer zu Hause: 632479 und mein Büro: 644020.

Ich hoffe wieder, dass Ihr trotz all der Traurigkeit nicht vergesst, dass es wenig Sinn hat, mit unumwendbaren Ereignissen zu hadern. Auf das „warum“ gibt es keine einfache Antwort. Geburt und Tod leben näher beieinander, als wir wahrhaben wollen.

                        Alles Liebe

                        Dein Hans








Telegramm Singapore – Krefeld                    10. 12. 1972


Mrs. H. Hoefer

Kann nicht nach Bangkok stop habe arrangiert chauffeur holt dich am flughafen an stop uebernachtung im oriental hotel stop rufe mich an 632479 singapore vom hotel stop weiter flug nach singapore donnerstag mittag stop ticket arrangiert stop bis bald     hansel

Sunday, January 29, 2012

Lange Häuser März '72

Kuala Lumpur

Dein Sohn, der da sitzt und von allem möglichen träumt


März - April 1972



Hallo, hallo, da bin ich wieder zurück von Ungewöhnlichem!

Ost Malaysia, Sabah und Sarawak, was zu deutsch Borneo heisst, wo die Kopfjäger hausen und die Tiger brüllen und die Nächte dunkel sind und die Flüsse auch. Es war recht nett.

Beinahe wäre ja der Harald mitgefahren, wenn er nur nicht so schnell hätte wieder weg müssen. Aber dafür kommt er ja bald wieder. –

Also, da sind wir auf einen hohen Berg hinaufgeklettert ( dem Mt Kinabalu ) und haben nach unten gekuckt aus über 4000 Meter Höhe, hinuntergekuckt auf die Welt und unsere Zehen.

Und dann sind wir, das ist die Star Black (schwarzer Star), Ihr kennt sie ja, glaub ich, und ich und so sind wir wieder hinuntergeklettert, das ist ja klar, sonst würde ich ja jetzt nicht von Kuala Lumpur schreiben, denn dann wäre ich ja noch gar nicht zurück von Borneo. So ist halt das Leben. Also, den Zug haben wir genommen, oder den Aufzug, manchmal auch eine Rolltreppe, doch meistens eigentlich ‘nen Landrover, dann auch Busse und Flugzeuge und alles hat geklappt wie am Schnürchen. Boote auch.

So waren wir dann im Sultansland von Brunei, so ein richtiger reicher Drecksfleck voll von Oel auf der Landkarte und dann gleich weiter nach Sarawak zu den Kopfjägern. Na also, die sind vielleicht nett. Die haben uns interessiert betrachtet, als wir in ihrem Haus ankamen. Lange Häuser haben sie, so lang, bis etwa 500 Leute darin leben und jeder kennt natürlich jeden. Ein Getratsche muss das sein, in der Nachbarschaft!!!

Also, die haben uns nicht aus den Augen gelassen, sag ich Euch, haben uns herumgeführt und haben uns teilhaben lassen an ihrem Leben von schlichter Bescheidenheit und heiterem Köpfe jagen. Ganz über den Körper hinaus sind sie tätowiert und haben speziell den Hals mit Kringeln verziert, was ich dann auch gleich habe fotografieren müssen. 42 bleiche Köpfe hingen vor unserem Schlafzimmer, was uns zum Ruhme gereicht, denn es war der Gästeraum des Häuptlings, der lieber ausserhalb wohnt, weil er da seinen Wagen besser parken kann.

Ereignisreich, wie so das Leben nun mal ist, sind wir jetzt in der letzten Phase des Guide to Malaysia, was ja wohl auch ein richtig schönes Buch wird.

Die Margarete serviert gerade das Abendessen und lässt den Harald fragen, wie es ihm geht. Kein Wunder, sie hat ja seine Wäsche gewaschen. Ich hoffe, dass Ihr mir nicht hasst, weil ich schon wieder haben nicht einen Brief inzwischen ankommen lassen. Aber die Zeit ist halt schuld an allem, weil sie mir so immer zwischen den Fingern zerläuft, den Buckel hinunter.
Daher also kurz dieser Liebesbrief, da ich in etwa 20 Minuten wieder auf das kleine Flugzeuch nach Singapore hetze und das Malaysiabuch fertig machen muss.

Mit viel Liebe grüsse ich Euch, da ich zurück aus Borneo bin,


Hans Hoefer, der da sitzt und träumt.



Liebe Mutter,

habe Deinen Brief erhalten und arbeite gerade an einem Meisterstück von einem Brief, der bis jetzt jedoch nur drei Seiten umfasst! Bin sooo beschäftigt, habe noch etwas Geduld. Hier eine Broschüre über das neue Buch. Es wird wie verrückt gedruckt augenblicklich!!

Mir geht es bestens, viel reisen und fotografieren und nebenbei die Druckaufsicht für’s Singapore Buch.

Das nur ganz kurz.

Viele liebe Grüsse und Küsse an alle


Dein Sohn



Liebe Schwester und lieber Bruder in Law!


Es ist mir gar nicht so recht klar, warum ich ausgerechnet jetzt anfange, was direkt von mir hören zu lassen, aber irgendwie wollte ich schon immer mal wieder ‚nen Anfang machen. Obwohl die Zeit so unglaublich davonrennt und jetzt schon wieder Monate zwischen meinem Besuch liegen, sind meine Gedanken doch fast täglich mit Euch allen und mit all den Dingen, die so passiert sind seither.


Also, um mich herum ist sowas wie ein Irrenhaus. Star sitzt mit Steve und mit einigen Fremden am Tisch, alle Türen sind offen, die Sekretärin hämmert auf ihrer Schreibmaschine, Margareta, unsere Haushälterin, serviert pausenlos Kaffee und die Aschenbecher füllen sich mit aufgeregten Kippen. Das End-Stadium eines Buches ist erreicht und so sieht’s aus, wenn über die ganzen Buchmanuskripte diskutiert wird, ob ein Komma hier oder da, was noch alles getan werden muss und was endlich getan ist. Meine Arbeit für heute ist getan und nachher um neun werden Steve und ich wieder zum kleinen Privatflugzeug der Straits Times pirschen und durch die Monsunwolken nach Singapore fliegen. Morgen gehe ich zum Drucker und gebe weitere Teile des Buches ab. Uff. Noch etwa drei Wochen, und unsere Arbeit am dritten Buch ist beendet.


Also, wie geht’s, was machen Eure Sorgen? Meine könnt Ihr sicherlich ahnen, ich hab so viel angefangen, dass ich jetzt kaum weiss, wie ich alles zum Erfolg bringen kann.


Dass Heri seinen Job gefunden hat, weiss ich von Mutters Informationsdienst inzwischen, dass Wohnungsumbruch und Dekorations- und Möbelsorgen auf dem Weg sind, ist mir bekannt. Dass der Frühling wieder da ist und Amsel, Drossel, Fink und Star, kann ich mir vorstellen. Was mich jedoch genauso interessiert, ist das, was so alles nebenbei passiert. Wie ist Heri'’ Job, was machen Deine Pläne mit der Massage und so weiter? Es ist so ne Unmenge über den Tisch gegangen vor und während dem gelobten Feste, dass ich doch ganz froh wäre, was von Euch zu hören, selbst auf die Gefahr hin, dass meine Feder wieder für ne Weile versiegt, wie es halt so bei einem Asiaten Hallodri passiert. Ich hab mir mal wieder vorgenommen, mich etwas zu bessern, weiss jedoch auch gleichzeitig, dass mich der Vorsatz alleine schon einige Male beruhigt hat.


Doch was soll’s; wie es scheint, werde ich demnächst 29 Jahre alt, und es hat mich heute morgen (für einige Sekunden nur) gepackt und die Frage hat mich gerüttelt, warum ich bloss nicht und überhaupt, dass ich doch wohl, und ausserdem, sollte ich etwa, andere tun'’ doch auch und heiraten vielleicht, ne Grossmutter machen und was zustande bringen, vernünftig werden, alles.


Solche Sekunden hatte ich heute morgen, und mein inneres Kopfschütteln hält noch an, sitzt hier in Asien, reist durch die Gegend, zieht dauernd um, muss man sich mal vorstellen, Hans ist seit Jahren mit seinem Umzug begriffen. Ansonsten habe ich wenige Anzeichen des Alterns. Übrigens ist Steve, unser Freund und Kapitän, an die 45 herum und der spinnt noch immer. Sicher kriegen wir es eines Tages hin, dass Ihr unsere ganze Mannschaft mal kennenlernen tut. Wie und wo ist mir noch nicht ganz klar, aber der Anfang liegt schon auf Kiel. Das Boot nämlich könnte doch ohne weiteres, also nur um das Kap herum der guten Hoffnung wegen, entlang Afrika vielleicht und die Donau hinauf, da war doch irgendein Kanal durch Russland (?) oder nein, den Rhein hinauf oder so ähnlich. Andererseits könntet Ihr evtl. alle nennenswerte Gegenargumente ignorieren und hier mit uns an Essstäbchen knabbern. – Doch was hat man schon vom Träumen, nur Hirngespinste oder lichte Momente und die, wie ich höre, sind ja soo unnötig.


Ansonsten im Osten nichts Neues. Nixons Friedensreise durch Asien ist immer noch nicht beendet. Wir haben uns schon alles mögliche überlegt, vielleicht einen Reiseführer durch Bangladesch oder falls das nicht hinhaut, für Taiwan. Die Umstände hier in Asien sind es allesamt wert, sich nen Bart wachsen zu lassen, revolutionär zu reden und dann evtl. schleunigst zu verschwinden. Da haben wir uns überlegt, ob wir nicht vielleicht Bücher irgendwo sonstwo machen sollten und uns heute morgen für Mexico entschieden. Also Mexico. Mexico, Mexico ist nicht schlecht.


Natürlich könnten wir uns auch nach Afrika verziehen, soll ja auch ganz interessant sein, alles. Wie immer also, im Osten nichts neues, alle Pläne sind geschmiedet, kaum eine Änderung ist möglich, alles vorwegbestimmt, Sicherheit und Gottvertrauen, das tägliche monotone Leben hält an, wenig neues zu erwarten. Es ist zum Auswachsen langweilig. –


Andauernd Asien, bemerkenswert grün übrigens.


Wie Ihr seht, es ist anstrengend für mich, über mehr als drei Seiten vernünftig zu bleiben. Habe soeben Mutters letzten Brief erhalten, von der „Wesensveränderten"“ Bitte gebt mir eine genaue Beschreibung des neuen Wesens, damit ich beruhigt bin. Ein neues Wesen in der Familie kann ja immer zu unverhofften Veränderungen führen. Zu wesentlichen, alles.


Für heute nun möchte ich Euch alle umarmen und eine Wiese hinunterrollen.



Hans



PS.

Star wurde von mir seit längerem beauftragt, sich gefälligst mal selber in einem Brief an Euch vorzustellen, aber sie schreibt halt immer Bücher augenblicklich. Bis dahin könnt Ihr weiterhin Eure Englischkenntnisse aufwärmen und ich nur ihre herzlichen Grüsse bestellen,


Servus!



Lieber Harald,


ich hab so ein sauschlechtes Gewissen, dass ich Dir noch nicht selbst geantwortet habe, also dieser Brief hauptsächlich zum Selbstzweck. Ich hoffe, Jim hat Dir vor meiner Reise nach Borneo alle Informationen zukommen lassen. Oder? Ich hatte ihn gefragt, alle Preise für Dich einzuholen und er hat den Brief an Dich gleich losgeschickt.


Wie geht’s, mein Lieber? Hoffentlich kannst Du Dich augenblicklich über dem gewissen Wasser halten, denn finanziell sieht es immer noch etwas belämmert aus für mich hier. Ich muss etwas Reserve hier behalten und noch immer sind meine verschiedenen Geldhähne versiegt. Das wird sich wie immer demnächst ändern, aber bis jetzt habe ich noch nichts endgültiges.


Mein neues Farblabor ist jetzt in downtown Singapore, ganz feudal mit Teppichboden, aber das Umziehen, die neuen Installationen und alles haben uns den letzten Pfennig gekostet, und es reichte die letzten Monate gerade, sämtlichen Angestellten die Gehälter zu zahlen. Also vom Lab ist wenig zu erwarten für dieses Jahr, da Kurt ausgiebige Pläne hat, die Aktivitäten des Laboratoriums zu erweitern. Mit den Büchern geht es halt wie immer zu langsam, wir sind am rotieren, um das Malaysiabuch abzuliefern. Das also alles ohne weitere Geldquelle, und daher rutschen wir auf den letzten Pfennigen. Das zu Deiner Beruhigung.


Nebenbei haben wir uns mit dem Boot soweit verpflichtet, dass zu allem Fröhlichen auch noch die Miete für den Shipyard dazu kommt. Wir sind jedoch immer noch bei Laune und ungewöhnlich optimistisch, denn es macht gewisse Freuden, so ein Boot beim Entstehen zu halten. Es wird eine herrliche Persönlichkeit, da wir jede Schraube selber drehen. Einen guten Namen hat das Mädel noch nicht, auch haben wir noch keinen Priester gefunden, der sich bereit erklärt, gleichzeitig mit einem buddistischen Mönch, einem indischen Sahdu, einem malayischen Magier und einer chinesischen Kapelle bei der Einweihungszeremonie dabeizusein. Aber all diese Probleme werden demnächst geklärt werden. Solltest Du Lust verspüren, uns in diesem Sommer bei heiterem Sonnenschein und bei freier Kost beim weiteren Bau zu helfen, (wir benötigen eine weitere ruhige Hand), dann sag uns bitte Bescheid. Die Flugkosten könnten wir evtl. zusammenkriegen und ausserdem werden wir sehr wahrscheinlich ganz nebenbei einen Guide to Thailand machen und das Boot nach Bangkok schippern, und da brauchen wir wieder einen Fahrer, und ausserdem wär es doch auch für Deinen Bauch recht gut, mal wieder etwas chinesisches zu essen und auch Rama, der Inhaber des Indischen Restaurants fragt immer nach Dir. Also fahr nicht immer nach Spanien.


Hans




Liebe Mutter,


Gerade habe ich meine Arbeit für heute hinter mir. Da fällt es mir auf, dass ich jeden Tag nach Post schaue und seit längerem keinen Brief mehr habe von Euch. Da schreib ich lieber gleich mal kurz selber, denn Du fühlst sicher ähnlich, wenn der Briefträger nichts einbringt.


Also im Osten wenig Neues. Das Singapur Buch verkauft sich so allmählich., von uns wenig beachtet, denn das dritte Buch muss raus und zum Drucker, und so verbringen Steve, Star und ich jetzt die meiste Zeit hier in Kuala Lumpur, um dem Buch den letzten Schliff zu geben. Ich hoffe, dass es Dir nichts ausmacht, wenn ich beide Bücher zusammen nach Hause schicke, das wird dann ein grosses Paket für alle. Langsam aber sicher müssen wir an die nächste Zukunft denken, da mein Mietvertrag für beide Häuser hier in Kuala Lumpur und in Singapur abläuft. Bis Mitte Mai kann ich das Haus in Singapur noch behalten, und dann muss irgend was geschehen. Es gibt da ne ganze Menge Möglichkeiten, entweder ne kleine Wohnung in Singapur zu mieten, oder, falls es mit einem neuen Vertrag hinhaut, evtl. sofort nach Thailand zu gehen. Man scheint, wie schon erwähnt, an weiteren Büchern interessiert zu sein. Nur eine feste Zusage habe ich noch nicht.


Gerade fällt mir ein, dass ich gerne von Dir die Adresse von Vetter Gottfried in Afghanistan hätte. Ich habe durch einige Freunde ein Angebot an die Regierung von Afghanistan gemacht, aber bis heute noch nichts rechtes gehört. Gottfried könnte mir da evtl. aushelfen. Wie lange wird er dort sein? Ich glaube, Du sagtest mir, dass er seinen Vertrag verlängert hatte?!


Um mich herum geht’s ganz geschäftig zu. Lilian, unsere Sekretärin, sitzt an der Schreibmaschine und tippt die letzten Manuskripte. Steve sitzt in einem der Schlafzimmer und Star hat sich die Garage als Büro eingerichtet. Dann sind noch zwei amerikanische Freunde hier, die uns helfen, über die Texte zu lesen und die letzten Fehler herauszupicken. Inzwischen in Singapore ist Jim, ein anderer Freund, den Harald hier kennenlernte, dabei, das Boot aufzurichten. Also wie gesagt, das Boot ist schon ganz schön auf dem Weg. Es wird wohl noch einige Monate dauern, bis der Bootskörper gebaut ist, aber langsam, aber sicher nehmen unsere Zukunftspläne doch Form an.


Wie steht es denn so mit Urlaubsplänen in diesem Jahr? Sicher denkst Du wieder mal zuerst an alles andere, als an Dich selber. Wie Du Dir denken kannst, weiss ich noch nicht genau, wo ich im Juli oder August sein werde. Aber wir sollten uns doch mal schon unsere verschiedenen Portemonnais anschauen, vielleicht klappt doch sowas wie ein Familientreffen in Thailand oder sonstwo, die Flugpreise werden ja doch von Monat zu Monat billiger, wie es scheint.


Eigenartigerweise muss ich jedes Jahr nachzählen, wie alt ich am 20. Mai werde. Man vergisst hier die Zeit so einfach. Also ich werde jetzt 29 Jahre alt und habe immer noch nichts „Vernünftiges“ zustande gebracht! Na sowas - -


Wie geht’s Euch zu Hause? Hoffentlich seid’s nicht verschnupft, dass ich so wenig schreibe, aber wie immer muss ich Euch halt etwas Geduld ans Herz legen, wenigstens bis am Tag, an dem ich vernünftig werde. Ich nehme an, dass Du, liebe Mutter, augenblicklich mit Heris und Helgas Veränderungen sehr beschäftigt bist. Harald wird mit Autos und Ines und mit Mathe herumkurven, also so ist alles beschäftigt. Egon hat mich zum Polterabend eingeladen, doch leider war ich verhindert an dem Abend, sonst wäre ich evtl. doch noch vorbeigekommen. Ich liebe Polterabende! So ist auch er unter Fach und Dach und ich warte jetzt auf die Einladung zu Haralds Polterabend. Gestern Abend hat’s hier auch gepoltert, aber hier sind’s halt natürlich Gewitter, weil ganz sachte wieder die Regenzeit anfängt.


Wie ich Dich kenne, liebe Henny, betrachtest Du die augenblicklichen Unruhen in Vietnam mit gewisser Unruhe, und ich muss Dir doch wieder raten, einmal genau den Atlas zu betrachten. Wir sind hier nämlich recht weit weg vom Schuss, und so kann der amerikanische Unsinn uns nichts anhaben. Also keine unnötigen Gedankengänge bitte.


Schreibmaschinengeklapper um mich herum, meine Gedanken werden dauernd gestört, es ist ein heisser Nachmittag, die Bücher müssen raus, alles mögliche ...


Im Osten wenig Neues.


Gruss und Kuss vom Hans


Monday, January 23, 2012

1972 - Das Jahr der Ratte

Kuala Lumpur
26. Februar 1972


Liebe Wesensveränderte!

Also wie geht’s? Mir geht’s gut. Ich habe Deinen Brief bekommen. Heute morgen. Vom Briefträger. Er kam zu unserem Haus hinauf. Mit dem Brief. Dem Wesensveränderten. Gerade habe ich ihn gelesen. Die Handschrift ist aber doch noch immer die selbe? Das ist nett. Seit ich diesen Brief angefangen habe. Es sind schon wieder. So viele Stunden vergangen. Ich war in Singapore. Mit’m Flugzeug. Und bin jetzt schon wieder zurück. Was ein Glück. Das ist. Sonst hätte ich Deinen Brief nicht bekommen. Heute morgen. Vom Briefträger. In der. Schwarz. Mit brauner Uniform. Hättest mal sehen sollen, wie der sich gefreut hat. Über Deinen Brief. Er freut sich nämlich immer mit mir. Manchmal lesen wir die Briefe gemeinsam. Er will immer die Briefmarken haben. Also schreib bald wieder. Demnächst. Übrigens muss ich jetzt zum Bahnhof. Heute nehme ich einen Zug. Nach Singapore. Schon wieder?? Schon wieder!! So ist das Leben in Asien halt. Dauernd reisen!

Demnächst. Wieder.

Dein Hans


Donnerstag


Liebe Mutter,

der Grund meiner Schreibpause liegt ausschliesslich hier. Das Singapore-Buch wurde gestern beendet und wird in den nächsten Tagen in allen Buchgeschäften sein. Doch uns bleibt kaum Zeit zum Verschnaufen, denn das dritte Buch über Malaysien muss bis Ende März fertig sein und das ist noch eine Sauarbeit. So kurve ich zusammen mit Steve und Star ununterbrochen durch die Gegend, zwei Tage hier, drei Tage dort, mache Fotos, fliege nach Singapore für einen Tag und Zeit zum Verschnaufen bleibt keine.

Dazu kommt, dass uns das Geld ganz bedenklich zu Ende geht, aber wir müssen mit dem bewilligten Geld für die Bücher auskommen, komme was da wolle. Erst mit der Präsentation aller Materialien für das Malaysiabuch können wir weitere Verträge und damit die nötigen Penunzen erwarten. Hart, aber wahr. So bin ich natürlich etwas beladen mit etwas Sorge um unser Unternehmen, jedoch alles in allem sehr zuversichtlich, wir müssen eben nur durch die Arbeit durch.

So kommt es dann auch, dass mein Brief an Dich einfach liegen bleibt und ich anstatt ihn zu beenden lieber gleich ganz neu loslege, um wenigstens wieder ein Zeichen zu geben.

Dein Brief aus Marburg kam heute Nachmittag an und klingt ja doch sehr beschäftigt. Natürlich ist es ganz kompletter Unsinn von Dir, anzunehmen, dass ich über mein Zuhausesein verstimmt oder Dir irgendwie böse bin. Nach meiner Ankunft hier musste ich mich eben total meiner Arbeit hingeben, was mich halt ganz in Anspruch nimmt und teilweise halt ein wenig auslaugt. Die Druckerei hatte einen langen Streik, neue Probleme mit der Buchproduktion hier in Malaysia und der tägliche Kleinkram des Geschäftes, der uns sehr wenig Zeit gibt, irgend etwas nebenher anzufangen. Na ja, ich weiss wenigstens, wozu ich das alles mache und wenn dann so ein neues Werk vor einem auf dem Tisch liegt, hängen die Geigen halt wieder hoch. Alle weiteren Pläne wie Boot oder weitere Bücher liegen in der Luft, alles wartet auf das Ende des dritten Buches, dann werden wir weiter sehen.

Neben der Buchproduktion gibt es daher von hier recht wenig zu berichten, so komisch das klingt, denn die Buchproduktion scheint eben alles einzuschliessen. Die englische Königin juxt gerade hier in der Stadt herum, und alles wundert sich, dass sie plötzlich hier ist, die gleiche Dame, die noch vor wenigen Jahren jeden Morgen hier in Dschungelschulen und Kolonialbüros dem lieben Gott ans Herz gelegt wurde: God save the Queen! Zum Piepsen, den Jubel der befreiten Untertanen durch die Zeitungen labern zu sehen, was für einen Hut sie heute an hatte und wem sie zum wievielten Male die Hand geschüttelt hat. Antiquierte Extase, und kaum einem fällt’s auf.

In Singapore war sie auch und kreuzt demnächst mit ihrem Schiffchen nach Borneo, wo ich hoffentlich nicht in sie reinrenne, denn Star und ich werden nächste Woche dorthin reisen, um den letzten Teil des Landes ein wenig zu fotografieren tun, alles.



Sonntag, den 27. 2. 72

Na also, so sieht es ja schon besser aus. Wo ich jetzt bin? Na bitte: altes Haus, so was wie ein vergilbtes englisches Landhaus, mit vermodertem Dach und Schwalbennestern unterm Sims, hölzerne Parkettböden, gemütliche Armsessel, ein wenig durchgesessen, ein Hausmeister in weissem Jacket, der den linken Arm hinter dem Rücken hält, wenn er was serviert, wie soeben das Abendessen.

Ne Lounge, sowas wie ein Aufenthaltsraum mit vergilbten Lampenschirmen, alte Holzmöbel, die Bilderrahmen sind gefüllt mit Drucken aus vergangenen Tagen und des Hausmeisters Kindes-Bilder. Ich sitze vor einem Kamin, in dem das Holz knackt, habe diesen Brief auf’m Knie und den Dschungel hinter mir, der durch die geöffnete Gartentür zirpt. Vollmond und Rauch, der zum Hexenhauskamin hinausfegt -–na bitte. Da fühl’ ich mich gleich besser zum Schreiben aufgelegt, als zwischen Bürokram und Telefongebimmel. Ich bin mit Star zu einem dieser herrlichen Berge herausgefahren, die Kuala Lumpur umgeben und von den Engländern zum Verschnaufen von der Hitze im Tal herrlich ausgebaut wurden. Nach etwa zwei Stunden Fahrt durch Gummibaumplantagen und Dschungelstrassen kamen wir hier an und machten die Entdeckung des Tages: Most.

Wie der Chinese, der das alte englische Gasthaus hier verwaltet, dazu kommt, ausgerechnet hier in Fraser’s Hill, zweitausend Meter überm Meeresboden, inmitten von Gummiland und Dschungelfarn Most zu brauen - - - geheimnisvolles Asien. So also sind meine Gedanken leicht in Heumaden, Fässle putze, Moscht hola und es riecht nach Bratäpfeln und allem anderen und ich bin selig wie’s sich gebührt, weil das alles doch dazugehört zum Leben, alles.-

Übrigens möchte ich Dir doch auch gleich ein gutes neues Jahr wünschen. Das Jahr der Ratte ist soeben eingetroffen und die Chinesen feiern wie wild, weil die Ratte ja doch so ein listiges Tier ist und zum Fest auch gleich Mister Nixon nach Peking gewallfahrtet kam, um allen Chinesen in der Welt zu zeigen, wie man das Jahr der Ratte so richtig beginnen sollte. Was man sich wünscht, soll man auch haben, steht auf allen roten Papierfähnchen in chinesisch geschrieben, was ja auch wahr ist, wie ich mir habe versichern lassen.

A propos versichern lassen: Du solltest es Dir von mir gleich nochmal versichern lassen, dass es mir bei Dir zu Hause immer sehr wohlig ist, selbst unterm Weihnachtsjefühl und mit gemischter Stimmung. Nächstes Jahr machen wir das dann etwas anders, gell, vielleicht unter Palmen im Pacifik, Hawaii oder vielleicht Samoa, das werden wir sicher noch rausfinden, oder ich komm wieder nach Deutschland, aber nur unter der Bedingung, dass wieder allgemein Geschenke verteilt werden, das ist doch etwas schöner, wie ich es mir so überlegt habe.

Na, wie geht’s sonst. Hoffentlich, hoffentlich pflegst Du Dich und tust nur die Dinge, die Dir Spass machen. Warst Du Seelchen mit den Benrathern zusammen nach Weihnachten? Ich würde mich ja doch freuen, wenn Du Dich etwas besser mit den Leutchen dort verstehen würdest und nicht mehr in dem alten Fettnäpfchen rumrühren tätst, s’fühlt sich sicher besser so. Inzwischen bist Du sicher schon wieder von Marburg zurück oder hast Du gleich den Umzug von Heri und Helga bewältigt. Ich wünsche mir nur, dass Helga und Heri bald wieder mit netten Leutchen zusammenkommen, man lebt ja sowieso immer mehr mit anderen Menschen, als in einer Stadt. - - -

Kaminfeuer macht ja doch recht melancholisch, wenn ich mir’s so überlege, da hat sich ja doch so allerhand ereignet in den paar Tagen zu Hause. Harald scheint ja doch wieder auf Rädern zu sein, und Diesel dazu, was bestimmt alles recht glücklich macht, alle, Du eingeschlossen, gell.

Das Wiedersehen mit Rolf, so kurze Worte und so viel dazwischen. Doris, meine heftige Empfindung erinnerungsweise, und all das andere meist drumherum, Kaminfeuer kracht. Also da hat auch wieder die Grossmutter von der Star geschrieben, lange Briefe, wie immer, erzählt uns vom alten Amerika und von der Königin von England. Jedesmal ist ein Paragraf an Dich gerichtet und so bestelle ich um den Erdball herum wieder ihre Grüsse.

Star, die neben mir in chinesischem Hausgewand lungert und sich die Stimmung mit den neuesten Weltnachrichten aus Times und Newsweek versüsst, lässt Dich auch umarmen und fragt, ob Du nicht bald mal in Englisch schreibst oder sie doch lieber Deutsch lernen sollte. Ich geb ihr schon mal so ein paar Stunden nebenbei, das heisst, alle Worte, die sich auf nichts wesentliches beziehen, kann sie bereits und mit Akzent. „Hans, komm schwimmen!“

Mein Leben ist also weiterhin das eines Millionärs, obwohl das Geld bald am Ende ist. Die Kompanie, mit der ich die Bücher hier zusammen mache, ist an weiteren Projekten interessiert. Thailand, Nepal und Java sind im Gespräch. Die bitteren Einzelheiten müssen erst noch ausgearbeitet werden. Na ja, wir werden sehen. Auf jeden Fall bauen wir das Traumschiff, damit wir eines Tages davonsegeln.

Viel Liebe von Star und mir an alle, besonders an Dich,

Hans

Germany visit Dec '71



30. 12. 1971
Singapore


Hallo Mutti,

ganz schnell, gestern Abend kam ich hier an, eingeklemmt für 16 Stunden in so ‚ne Mistkiste. Die Hitze hat mich wieder!!

Natürlich sind alle meine Gedanken bei Dir, die letzten Tage waren sooo blödsinnig verklemmt von allen Seiten. Ich bitte Dich inständig, etwas zur Ruhe zu kommen.

Gleich zum neuen Jahr schreib ich Dir einen längeren Brief, ich nehm mir erst mal ein paar Tage Ruhe nach meiner Ankunft hier, um alles ein wenig zu sortieren. Bitte schreib mir sofort, da ich doch recht in Sorge bin.

Ich umarme Dich

Dein Sohn Hans

pictures to come

Saturday, May 7, 2011

Sommer 1971 - Malaysia events

Hans Höfer Freitag
Malaysia 18. Sept. 1971


Liebe Mutter, liebe Schwester und Drumherumsitzende !

es wird mir ganz bange bei dem Gedanken, dass mein letzter ausführlicher Brief schon so unendlich lange her ist. Gestern Abend kam ich hier in Kuala Lumpur an, nur um kurze Besprechungen hier zu führen und fliege heute Abend gleich wieder zurück nach Singapore, zusammen mit Steve (Harold Stephens, unser neuer Freund und Mitschreiberling, von dem Dir sicher Harald berichtete). Morgen früh wollen wir dann gleich wieder auf die nächste Tour durch Malaysia starten.

Verzeih mir meine verhutzelte Schrift, aber ich bin etwas müd von all den Verhandlungen und von den recht ereignisreichen Tagen unseres Beisammenseins. Ich lieg, wie man’s hier so hält, wieder mal unter einem Ventilator und schreibe im liegen.

Also ein kurzer Bericht, wie’s hier so lang geht mit uns:

Meine verunzierten Beziehungen zu deutschem denken, sprechen und gehabe waren durch Robert Hamm's unerwarteten Besuch schon reichlich aufgefrischt, so dass ich Harald recht akzentfrei in meine Arme schliessen konnte.

Wie gespannt ich war auf diese geliebte Pflaume, kannst Du Dir ja vorstellen: warten auf die Ankunft seines Fluges, jedes Gesicht der ankommenden Fluggäste wird kritisch untersucht, es wird einem plötzlich bewusst, dass ja doch schon ne ganze Menge Wasser den Neckar runtergelaufen ist, seit ich von Krefeld aus den Reisegang eingelegt habe.

Doch da kommt er durch’s Eingangstor gewackelt, etwas längere Haare, das Bärtchen und einige Zentimeter erweiterte Hüftlinie, jedoch unverschämt unverändert ansonsten. Was ein Wiedersehen! Innerhalb ner halben Stunde, nach den ersten forschenden Seitenblicken beiderseits, haben wir also unumwunden ein paar eigene Jahre überbrückt und uns gleich versichert, dass wir ja immer noch die gleichen Blödlinge sind wie gestern, vorgestern und morgen.

Ich hatte etwas die Befürchtungen, dass es ihm vielleicht nicht so recht gefällt, sich in mein Gewurschtel aus Arbeit, Hobby, Neigung und Abneigung, Beziehungen und Unbezüglichem, drunter und drüber einzufinden. Die Termine beider Bücher wuchsen mir ja langsam aus den Ohren und über den Kopf. Aber unbegründet. Alles läuft wie ausgemalt.

Wir haben seither die ersten Tage zusammen in Singapur verbracht, haben chinesisch, indisch, malayisch und europäisch gegessen, sind durch Chinatown und Hotelhallen, durch Bars und chinesisch Theater, durch Rituale und Schallplattengeschäfte gestreift und uns gegenseitig veräppelt mit ernsthaft mathematischen und sesshaft photografischem.

Natürlich, natürlich ist er ja so viel vernünftiger als ich und daher sicherlich auch etwas dicker.

Dann sind wir also etwas gehupft und zwar ins Flugzeuch und nach Kuala Lumpur jeflogen, wo er sich recht gut mit Steve und meinen hiesigen Verbündeten verstand. Die erste Reise, noch zusammen mit Robert, der schon vorab nach Malaysien getrampt war, ging dann gleich nach dem Norden, zu Moscheen und Sultanspalästen, durch Gummiplantagen und Ölpalmen, nach der nördlichen Insel Penang, wo wir Robert absetzten und nach kurzem Aufenthalt in herkömmlichen Chinesen-Hotels, wieder weiterfuhren durch’s Jelände.

Natürlich nützt Harald kolossal nebenher als zuverlässiger Autofahrer, wenn auch manches hier verkehrt ist, zum Beispiel die Seite, auf der man Strassen befährt.

Nebenbei ist er schon etwas asiatischer geworden: Er geht öfters die Palmen hoch, da ich manchmal nicht richtig schalte; Leidergottes betrachte ich wie er sagt, unter dem ständigen Einfluss der Tropensonne Autos als eine Fortentwicklung von Schuhen. Er ist halt ein Witzbold, gell!

Gelacht haben wir also überall schon, unter Wasserfällen, auf Dschungelstrassen, unter Monsunregen und in allen möglichen Arten von Felsengrotten mit Tempeln und Fledermäusen drin.

Nach der Reise bin ich dann für zwei Tage zurück nach Singapur, wo ich wieder was arbeiten tat, und bin dann letzten Donnerstag Abend wieder hier raufgeflogen, um gleich in den Wagen zu hupfen. Diesmal ging’s bis Dienstag quer durch Malaya durch, bis zur Ostküste, haben herrliche Flecken entdeckt, und gleich einen neuen Plan gefasst, nämlich einen Fluss zu befahren, um einige einheimische Hilltribes, sogenannte Orang Aslis, zu deutsch, etwas primitive Leute zu sehen und zu fotografieren.

Bis zur thailändischen Grenze sind wir rauf und dann zurück an der Ostküste bis nach Singapur, wo jetzt der Harald ist, denn ich bin gleich am darauffolgenden Tag wieder zurück nach Kuala Lumpur geflogen und, so geht's halt, heute Abend wieder zurück nach Singapur, wo ich den Harald wiedertreffe, um morgen wieder weiter mit ihm die Westküste auszukundschaften um neue Fotos für’s Buch und für den Harald „Eindrücke“ zu sammeln.

Ich hoffe, dass die vielen Eindrücke nicht zu „Reindrücken“ werden, denn es ist ja scho aweng heiss für den Bubele. So leben wir, so leben wir alle Tage, soläbenwir, soläbenwirtätärätätä!!!

Was also nächstens: Wir planen viel, mal schaun, wie’s so klappt. Eigentlich wollten wir so schnell wie möglich nach Borneo zu den Kopfjägern, aber da der Harald so’n schönen Kopf hat und ausserdem die Flugpreise was teuer sind, müssen wir uns das noch mal durch den Kopf jagen lassen.

Da ist ja noch der riesige Nationalpark mit all den Elefanten drin und auch die schönen Wälder der Cameron Highlands und noch so viele schöne Sachen, um mir Fotos und dem Harald Gesprächsstoff zum erzählen zu geben.

Natürlich sind wir alle gesund und munter und glücklich. Die Bücher gehen langsam, aber gut voran, das Farblabor macht das erste Geld, mein Geld geht langsam zu Ende, aber was solls.

Harald wird der Repräsentant meiner Firma in Deutschland und sich alles zurückverdienen, ja sogar so erfolgreich sein, dass wir eine Asia-Europa-Import-Export-Firma gründen werden und die dann HHOEFER UND FAMILIE GMBH OHG (Ltd.) genannt wird und bald nen Mercedes 600 von den Steuern absetzt und weiterhin alles Gute und ich schreib oder der Harald schreibt bald, wieder.
Viel Liebe von Deinem Asienschlitzaugen Sohn und Stöckchenesser
Hans und unbekannter Weise
auch vom Harald an alle, die sich
um uns sorgen.










Heute am 12. des Herrn. (evtl. Oktober 1971) Kuala Lumpur

Geliebte im Herrn Brandt,


also da bin ich wieder, zurück aus der Steinzeit! Allmächtiger, was für ein toller Trip.

Also hab ich so im Dschungel gesessen, umgeben von all dem unten zu beschreibenden. Natürlich sind diese Kugelschreiberlinien erstlienig dazu da, der Mutter die Sorgen zu nehmen:

Kein Tiger hat an mir Gefallen gefunden, kein Elefant Geschmack. Die Bären haben mich links liegengelassen, Panther und Pumas, Krokodile und Menschenfresser waren da wenige, und was die Moskitos, Dornen und Blutegel von mir übergelassen haben, sitzt hier munter wie immer, um Erfahrungen und Tagen gereift, hier am häuslichen Herd und schreibt einen Beruhigungsbrief nach Hause.

Der Steve und ich sind also los, und haben uns mit dem Malaysischen Game-Warden (auf Deutsch Schiedsrichter!) und mit einer ganzen Horde von dunklen Eingeborenen in die dichteren Büsche gehauen.

Zuerst mit Booten und auf’m Fluss dem tiefen, braunen, unberechenbaren, und dann das Ränzlein geschnürt und auf die Eingeborenen geladen und dann „wenn wir erklimmen - lügende Hügel - steigen dem Gipfel ins Kreuz ♪♪♪♪“ trallala ...

Die Dornen konnten mich nicht umhin, und so wurd ich ein wenig geschunden, doch nachher erst! Es war toll !

Camps auf Flussarmen und Kniekehlen, Reis und Fisch haben uns über Wasser gehalten, und wenn sie uns fallen liessen, dann wieder auf Dschungelpfaden.

Ich bin halt ganz päp hinter den Eingeborenen einhersogelaufen, immer Dschungel, immer Dschungel, im Kreise, wie’s einem so schien und der hitzigen Sonne auch. Es war toll !!

Ganz sachte so das Bein zu setzen, ganz sachte, man kann ja nie wissen, wann’s das letzte ist, und da haben wir Tigerabdrücke und Bärenabdrücke und Elefantenabdrücke und alles mögliche zurückgelassen, bis wir dann nach etlichen Wochen wieder das Licht des Tages nicht gescheut haben und uns aus abgehackten Bambusstäben (etwa zehn Meter lang, zehn Zentimetern rund und dreissig Pfund, etwa dreissig Mark pro Stück in Deutschland Klammer zu - Flösse gebaut haben, die wir dann auch benutzen durften, den grossen Fluss runter. Es war einfach toll !!!

Also die Eingeborenen waren auch ganz toll, die uns da so rumgefahren haben. Also alles in allem es war ganz einfach toll !! Lebendiger Herbst. Goldgelbes Licht. Wie Sonne, die durch die Bäume leuchtet, ausgreift, geschmackstreu und bekömmlich, wie herbwürzige Begegnungen, die man da so trifft !

Natürlich habe ich andauernd mir die Haare gerauft, dass Du, lieber Bruder nicht dabei sein konntest, da hättest du bestimmt wieder ganz neue Eindrücke für’s Leben sammeln können.

Also wie bist Du denn angekommen, was waren denn so Deine Eindrücke von der Reise und was hast Du verschwiegen? Sicherlich hat der deutsche Zoll Dich gewaltig ins Bein gebissen – so was an versuchter Schmuggelei ist denen noch nicht in die Grenzumzäunung gelaufen.

Habe Deinen Brief aus Bangkok gestern abend angetroffen, also bis dahin ging’s gut.

Sicherlich ist es jetzt kalt bei Euch, da bei uns jetzt so langsam aber sicher der Sommer kommt mit all den schweisssteigernden Tendenzen. Sicherlich vermisst man das so als zurückkommender Mathematiker und neuer Repräsentant von dem Apa Productionchen, Singapore.

Du hättest es der Mutti erzählen können, wie der Dschungelregen Deine Haut aktiv regeneriert hatte, wie er belebt und herb-männlich duftet ... duftet nach Dschungel, erfrischend, entspannend, desinfizierend, die Haut geschmeidig erhaltend...

Nachdem ich diesen Brief beendet habe, fängt der Ernst des Lebens richtig an. Schreibt mir auch mal, nicht ? Am besten einen nach Kuala Lumpur in unsere Villa dort. Ende des Monats gehe ich wohl nach Ost-Malaysien, zu den Kopfjägern. Da woll’n wir doch mal sehen, was ich mit meinem Blasrohr dort alles so antreffe. Also ich bin ja zum schiessen, wieder mal.

Viele liebe Grüsse an alle Ihr Lieben, die Faulheit übermannt mich jetzt, ich muss mich wieder auf Neues besinnen, es war so schön, Euch durch Harald hier zu haben, ich weiss, jetzt bin ich selbst bald dran, auf jeden Fall jedoch kommt Mutter irgendwann demnächst auf unser Segelschiff und versorgt uns im SOUTH-PACIFIC.

Viele Grüsse auch an Herrn Brandt.






Wednesday, April 20, 2011

The World I settle into -1971




ca. Juni 1971

Liebe Mutter, liebe Schwester und Heri


es hat sich einiges geändert, seit ich das letzte Mal geschrieben habe; ich erzähl also mal wieder was länger, damit Ihr Euch ein wenig ein Bild machen könnt, was so alles um mich herum passiert.

Es ist also Samstagabend und ich hänge wie üblich halbnackt in einem neu erstandenen, super - zurücklehnbarem -fussgestütztem - unverschämt gemütlichen Ledersessel, hab George Harrisons Lord, my Lord, Hare Krishna, um mich herum sickern in Stereo und drei wahnsinnige Katzen, die nach Mücken und meinen Zehen jagen.

Star hat sich ins Arbeitszimmer verschnurrt, weil sie sauer ist, da wir seit mindestens zehn Jahren nicht mehr abends für uns hatten, nicht mal mehr ausgehen, nur noch arbeiten, Abend für Abend, immer was anderes, bla bla und so ähnlich immer schlechtes Gewissen verbreitet, wie auch Mutters letzter Brief... Hu, hu.

Da wäre also beinahe der gerade aufgebaute Geschäftshimmel meinerseits eingestürzt! Das ist nun wieder ganz, ganz schwierig zu erklären, da alles so wahnsinnig asiatisch und ausländisch zugeht und natürlich der Mutter ganz gewaltigen Kummer bereitet und alles. Ganz kurz und knapp sieht das nämlich so aus: Inter-Continental Hotelriesen bestellen von Hansel 20.000 neue Bücher. Sie bezahlen einen lange ausgemachten Preis, hart erkämpft und errungen, sie bezahlen und Hansel ist glücklich. Er hat ‚nen Haufen Geld dabei gemacht und gründet ‚ne Firma und investiert wie ein Wahnsinniger, hat bald ein komplettes Farblabor, hat Rechtsanwalt, Auto und sechs Angestellte, ist wie wahnsinnig am arbeiten, um noch mehr zu machen, da passiert’;

Einer von den Inter-Continental - Hotelmanager - Riesen fällt auf die Nase und zwar gewaltig. Gleich drei Investigatoren vom FBI haben herausgefunden, dass er a Haufen Geld abgestaubt hat von allem, was er betrieben hat, selbst von den Kartoffeln, die im Hotel gegessen wurden, und genau dieser Hotelriese hat alle meine Bezahlungen getätigt - - Allmächtiger, oh schöne Geschäftswelt - - ich Anfänger bin automatisch verwickelt, da alles nachgeprüft wird vom Hoteltürjungen über Servierdamen bis zu, last not least, Guidebuchmachern.

Der Hotelriese wird natürlich von einem noch riesigeren Riesen ersetzt und der mag garnichts, was sein Vorgänger gemacht hat, mag keine Verträge nicht und keine Bezahlungen und ist dazu noch einer von den ganz herrlichen amerikanischen Geschäftsleuten, Onkel Otto kann Euch davon berichten, nehm ich an. Na, der Mensch möchte nun am liebsten alles rückgängig machen, was sein Vorgänger gemacht hat und begiebt sich nun in seinen riesigen Sessel und macht mich zittern, für ‚ne Weile, denn mein Rechtsanwalt wetzt seine Messer und der Kampf beginnt, Verträge werden gewälzt, Rechtsanwälte beissen sich in Nebensätze und Hauptwörter, Kommas werden verschoben, Photokopien ausgehändigt, Briefe geschrieben, Telegramme gejagt zwischen Singapore, Manila, Djakarta, New York und Bali.

Man verlangt von mir erstmal 200.000 DM Summen zurück, Verlustrechnungen, Kaptialanlageinterest, mir stehen für zwei Monate die Haare zu Berge. Wer ist schon Hans Hoefer gegen Inter-Continental oder Pan American Airlines ?! Alles wird immer verwickelter, keiner kann sich mehr erinnern, so recht, bis alle möglichen Formulare gefunden sind, bis auf einige, die der gefallene Riese hat verschwinden lassen, und dann, ja dann, nachdem aller möglicher Scheiss geschmissen, kommt der Boss vom Riesen, (man trinkt Sekt dabei) und sagt "never minnt", man entschuldigt sich höflich, es war ja nur ein Irrtum, und im Grunde genommen sind wir ja alle nette Menschen und das Bali Buch ist ja doch ganz gut ...

Was übrig bleibt, sind gelegte Wellen, auf denen ein Schifflein schwimmt, das heisst Gegenklage, und hieft die Segel in den Wind, um sich die Rechtsanwaltskosten zurückzuholen und die beim Sekttrinken entstandenen Verluste. In anderen Worten, meine Haare haben sich wieder gelegt, doch neue Sturmwolken ziehen am Himmel auf, Deadlines genannt, sogenannte Todeslinien oder Liefertermine, und es geht von neuem los.

Alles auf meinen zarten Schultern, die auszogen sind, sich was selbst zu erbauen, im neuen Lande. Bücher will ich machen und am Ende wohl als Geschäftsmann mit Aktenkoffern voll grauer Haare enden.

Schöne Geschichten, was ?

Never mind. Ich bin ja immer noch auf Reisen, und ich lerne jeden Tag dazu und das, was in unserem Erziehungs- und Lehrsystem eben fehlt: ich lerne zu leben.

Und ich lerne mich selbst kennen. So zum Beispiel eine ganz neue Seite: Wenn mir das Wasser zum Halse steht, habe ich eine gewaltige Neigung zur totalen Albernheit. Ich nehme Riesen auf den Arm oder brüll sie an, ich erfreue mich an heftigen Argumenten und an hinterhältigen. Ich haue auf grosse Schreibtische und lade dann jeden zum Abendessen ein. Ich kann mit Zahlen Tore schiessen. Es ist zum Totlachen. Ich wundere mich, von wem ich denn das geerbt habe.

Solche Geschichten wie oben beschrieben sind in der Tat nur so am Rande passiert, da sie sich ja nur auf ein, das erste, Buch beziehen. Denn ich mach ja gerade zwei weitere und dazu zur gleichen Zeit.

So lasst mich also von denen erzählen. Bali war ja sooo schön, ein Volk, eine Insel, eine Kultur, ein Platz, wo man Reisfelder hören, Tänze riechen und Musik sehen kann.

Jetzt aber ist Singapore dran. Da sind mal zuerst Chinesen, die eingeführt wurden wie Hühner, um Geld für die englischen Kolonialherren zu legen, Arbeitskräfte also aus den ärmsten Winkeln Chinas, Arbeiter, die hierher kamen, um Geld zu machen und dann zurück zu gehen. Nach Hause. Aber "Nach Hause" ging dann plötzlich nicht mehr, und die Kolonialherren mussten sich auch verziehen, und so blieb das Geldmachen übrig, der einzige Lebensinhalt, der traditionell weiterlebt in dieser Immigrantengemeinde hier. Und wie!!

Geschäftsmachen in chinesischer Art ist eine hochentwickelte Kunstform, die alles möglich macht. (Ein Freund von uns, der hier für eine „amerikanische Informationsstelle“ etwas herumschnüffelt und uns manchmal so ein wenig von seiner „Arbeit“ erzählt, berichtete mir vor einige Tagen, er habe nach eingehenden Studien herausgefunden, dass der gesamte Reishandel Asiens in einem winzigen Büro hier in der Altstadt abgehandelt wird. Ich glaub ihm das, er muss es wissen.

Singapore und Hongkong sind die wirklichen Riesen hier in Asien.

Dann sind da die Inder, auch sie importiert. Haben Tempel und Zeremonien und ihren eigenen Stolz. Sie verwandeln ganze Teile der Stadt in indische Bratküchen, Märkte und Bazare. Sie tragen die gleichen Gewänder, essen die gleichen Gerichte, sitzen und schwatzen, alles wie in Indien.

Dann die Originaleinwohner, die Malayen, ein wenig verdrängt, sind Fischer und Arbeiter, sind Chauffeure von Indern und Chinesen. Und am Freitag geht alles in die Moschee.

Dann die alten Überbleibsel von Kolonialherren, immer noch in ihren alten Palästen, ihren Clubs und Cliquen.

Dann Juden und Eurasier, Parsen, Pakistanis, Russen und Vietnamesen, alles was irgendwo in der Welt hinausgeschmissen wurde, oder weggerannt ist, scheint sich in Singapore niedergelassen zu haben, mit allem, was sie charakterisiert und was sie nicht unterwegs verloren haben.

Alles in einer Stadt zusammengepfercht und ungeheuer vermixt und verzettelt, miteinander, gegeneinander – und wir dazwischen. Morgens im chinesischen Tempel, indisches vegetarisches Mittagessen, mit Booten durch den Hafen (drittgrösster in der Welt) und abends Hausarbeit. Jeden Abend.

Wir liegen mit der Planung des Buches um etwa 2 Monate zurück. Die obengenannten Headlines… Um Zeit zu sparen, besteige ich dann (alles zu-hören!) am Abend um zehn in eine zweimotorige Privatmaschine, hört, hört, und fliege für eine Stunde mit einem Piloten und einigen Postsäcken und Zeitungsmatern durch Vollmondnächte oder Halbmondnächte oder Sternennächte, doch meist durch elektrische Monsunwolken nach Kuala Lumpur, das ist die Hauptstadt von unserem Nachbarland Malaysia. Freiflug. Das Flugzeug gehört der Straits Times Gruppe, eine Zeitungsgruppe, die in beiden Ländern etabliert ist, meine Partner, die beide Bücher finanziert.

Also da komme ich dann an in K.L. (wie man hier sagt), schlafe in einem altkolonialistischen Hotel und organisiere das Malaysia Buch dort. Hab ein kleines Büro und eine indische junge Dame, die unter meiner Anweisung dort das Buch vorbereitet.

Malaysien kenne ich etwas durch meine eigenen Reisen auf dem Weg nach Bali. Aber was ist das schon. Ein riesiges Land, aufgeteilt in Ost (Malaya) in in West Sabah und Sarawak (ehemals Borneo) und zusammen grösser als Deutschland. Darüber werde ich ein Guide-Buch machen. Endlose herrliche Küsten, nur einige Landstriche kultiviert in Gummi und Ölplantagen und der Rest nichts als unerforschter Dschungel.

Zwei Autoren mehr waren unbedingt notwendig, um dieses Land zu erfassen und in ein Buch zu bringen. Harold Stevens zum Beispiel, ein erfahrener Schreiber und weitgereister Mann, hat sich unserer Firma angeschlossen und wird mit Star zusammen den Text schreiben. Bis Januar nächsten Jahres müssen beide Bücher fertig sein. Um das zu bewerkstelligen, muss Teil für Teil des Landes bereist werden. Schon jetzt, während der Arbeit am Singapore Buch, fahre ich mit meinem alten Schinken im Süden des Landes herum und versuche einiges Material zu sammeln.

Die tollsten Sachen habe ich für August und September aufgespart. Und ich hoffe bloss, dass Harald hier sein kann, während dieser Zeit. Wir planen mit riesigen Gummibooten die grössten Flüsse zu befahren, und der Harald muss mit. Sowas kann er doch kaum irgendwoanders mitmachen. Ich hoffe nur, dass er sich auch recht dafür interessiert. Falls nicht, soll er sich hier in Singapore amüsieren. Und da ist genügend.

Kurt Rolfes, ich weiss nicht, ob ich Euch schon von ihm erzählt habe, ist ein anderer Mann im Bund. Er arbeitet wie ein Besessener an unserem Farblabor und die ersten Aufträge laufen ein.

Steve und Kurt waren für ein paar Tage im Dschungel und kamen mit wahnsinnigen Geschichten und Fotos zurück. Seit vielen Jahren schon schwebt das Gerücht durch Bücher, Reiseberichte und Erzählungen, dass im völlig unerforschten Dschungel Malaysiens ein tier-menschenähnliches Wesen leben soll! Steve hatte diese Gerüchte und Berichte über die Dschungelriesen (sie sollen etwa drei Meter hoch sein, völlig behaart, doch aufrecht gehend) gesammelt, hatten Eingeborene interviewt, Bücher gelesen und das Resultat dieser Nachforschungen an ein grosses Nachrichten- und Abenteuermagazin in Amerika geschickt. Prompt war der Auftrag da, nach diesem Untier zu forschen.

Wir haben uns natürlich selbst amüsiert, vor der Reise, und uns diesen Unsinn ausgemalt. Doch da kommen die beiden zurück und erzählen uns diese wahnsinnigen Geschichten. Alle Eingeborenen schwören auf die Existenz dieses Wesens. Kurt und Steve waren etwa 100 km in unerforschtes Gebiet vorgedrungen und behaupten steif und fest sie hätten die Fussspuren dieses Vieches fotografiert. Die Zeitungen sind voll von Artikeln und Interviews über die beiden. Gegendarstellungen und Leserbriefe, es ist nicht zu fassen.

Ja, und damit sind wir wieder bei was neuem angelangt, nämlich der Asia Photo Agentur, kurz Apa Production genannt.

Wir haben uns gedacht, wenn wir schon wie die Wilden in Asien fotografieren und Bücher machen, warum nicht erweitern und die Fotos und Berichte getrennt in der Welt vertreiben. Und es klappt: gerade haben wir angefangen und schon sind einige Fotogeschichten in amerikanischen Magazinen. Sicher kommen mehr nach, das steht fest. Natürlich bringt das wieder mehr Arbeit als wir selber bewältigen können, daher muss ‚ne Sekretärin her und mehr Leute für’s Farblabor. Na bitte.

Da passiert’s. Ne Werbeagentur geht in Singapore pleite. Ich höre so ganz nebenbei und schau mal beim Liquidator (Versteigerer, glaub’ ich) nach, was da so alles rumsteht und was ich so für mein zartes Gebilde (sprich apa-production) benötigen kann. Nicht zu glauben: da sind Büromöbel, Schreibmaschinen, Schreibtische, Arbeitsstühle, Aktenschränke, dann Stempel und Kissen, Rechenmaschinen, Motorroller, Photolampen, Kameras und Linsen, Ledersessel, kurz, ne komplette Ausrüstung und zum allerschönsten Ende, der weisse, gepolsterte Jaguar des bankrotten Chefs. Kurt und ich kalkulieren alles fein säuberlich zusammen und kommen leicht auf einen Wert von über 30.000 Märkern. Da wir soviel Geld nicht übrig hatten, habe ich dann halt 5000 Mark geboten. Nur so zum Spass ... Und was passiert? Drei Monate lang nichts. Das Zeug droht im Banklagerhaus zu verrotten. Und dann flattert ein Brief ins Büro meines Rechtsanwalts. Zwei Tage später fahren zwei Lastwagen vor dem Haus auf und alles ist mein. Unglaubliches Glück, so ein Schwein kann nur ich haben.

In anderen Worten, ich habe inzwischen komplettes Mobiliar für ne janz schöne Agentur, für ein Photostudio mittlerer Grössenordnung, habe ein Postfach, zwei Sekretärinnen und ne junge Firma mit (mich eingeschlossen) acht Angestellten. Na bitte.

Ist das nicht zum piepsen?!

Das alles macht natürlich nen wahnsinnigen Spass, aber glaubt mir, ik han noch nie so jewerkt in meinem janzen zarten Leben. Bis in die Nacht hinein, fast jeden Tag.

(Inzwischen ist es Montagnacht, halb eins)

Ja, dann musste ich für ein paar Tage nach Sumatra, für Caltex. Die wollen so watt ähnliches wie Next Stop Indonesien für Ihre Ölförderung in den Wäldern Sumatras. Im Telegrammstil ging das so ähnlich: Flugzeug nach Rumbai (Ölstadt), von dort direkt mit Wagen ins Headquarter. Landrover bis zu einem Fluss. Keine Strassen, nur Dschungelpfade, Sand mit Öl getränkt. Pipeline, Waldarbeit, Fluss und Fähre, anderer Wagen. Ölturm Nummer eins. Bis zum Sonnenuntergang. Neuer Wagen ins Dschungellager. Aircondition Trailer, Hamburger, Catch up, Leute aus den amerikanischen Südstaaten. Ölmenschen, Bier und Schauergeschichten inmitten von Dschungellärm.

Nachtunruhe, von Bier erschwert. Morgens raus mit Sonnenaufgang. Fotos im Dschungel. Neuer Jeep, neuer Ölturm. Mittag. Sauhitze. Ein Helikopter (Hubschrauber) landet und nimmt mich mit. Über Dschungelteppich Landung in einem neuen Camp. Dschungel Roden . Hubschrauber zurück. Wieder Abend. Wieder Bier und Nachtaufnahmen. Morgens zurück zur Hauptstadt. Strassen haben Nummern statt Namen. Vier Millionen-US-Dollar pro Tag-Business. Das ist Caltex in Sumatra. Ich muss zurück sein in Singapore Donnerstagnachmittag. Kein Flugzeug zurück!!

Und da sagt der Chef vom Janzen, ja dann nehmen se doch mein Schiff, mein Boot zurück with my Compliments. „Nett von Ihnen, Wiedersehen“ und da hat der liebe Sohn ein komplettes Managerschnellbootsuperjachtcaltexschiff für sich janz alleine für 22 Stunden Reise nach Singapore, mit eigenem Salong, Sonnendeck und kühlen Getränken und 8 Mann Crew und mit de Compliments von Caltex Ölkompanie, nette Menschen, what a Treatment … Montagmorgen bin ich weg, Freitagmittag komm ich wieder an, gerade rechtzeitig, um mit nem Taxi zu einem chinesischen Tempel zu rasen, um dort seltene Trancetänze zu fotografieren, wo sich andächtige Chinesen mit Speeren durch die Haut gespickt, die dunklen Götter vertreiben...

Pause.

Inzwischen sind wieder einige recht verrückte Tage vergangen und ich komm zu nichts. Ich war wieder oben in Kuala Lumpur mit Kleinflugzeug und hab mal selber gesteuert. (Janz toll, so nebenbei das Fliegen zu lernen). Hab Leute besucht, hab „Gespräche geführt“ und alles mögliche.

Harald schickte mir einen ausführlichen Brief und hat mir wieder mal die Federn gelesen. Was für ein Unmensch ich doch geworden sei.

Ich möchte Euch alle ganz herzlich um Verzeihung bitten für meine Schreibpause. Wenn’s auch so aussieht, dass ich „total die Familie vergessen habe“, wie es so aus Haralds Zeilen klingt, glaubt mir bitte, dass das nicht stimmt. Ich war, wie Ihr sicherlich ein wenig durch mein obiges Geschreibsel sehen könnt, halt total verstrickt in meine Auf- und Ausbautätigkeiten, und abends total erschossen.

Der Sohn




apa production singapore 15. 7. 71

Lieber Bruder,

es ist zum kotzen, seit über einer Woche versuche ich, Deine Reise nach hier zu organisieren, und was ich bis jetzt herausbekommen habe, ist sowas wie ne Charterfluchgesellschaft in Frankfurt am Main. Adresse:

Far East Travel Center GmbH
600 Frankfurt am Main
Hauptbahnhof 8
West Germany

Das ist die Deutschlandadresse einer hier etablierten Chartergesellschaft, die ganz günstig sein soll. Leider kann ich von hier aus nicht buchen wie’s scheint, so werde ich also Dir die Sache dort überlassen müssen. Ich schick Dir 1000 Singapore Dollar zu, hoffe, dass das für’s erste reicht. Den Rest gebe ich Dir hier zurück, bin was knapp bei Kasse im Moment. Ruf die in Frankfurt mal an und erkundige Dich über die Rückflugpreise. Hoffe dass es klappt. Wenn es nicht klappt, schick mir ein kurzes Telegramm an meine alte Adresse. Die Obige ist nur für’s Geschäft. Neuer Briefbogen, alte Sorgen.

Love Hans



Noch was:

bei Deiner Anfrage in Frankfurt erwähne bitte, dass Du bei einem “früheren Besuch in Singapore” eine Miss Wee Kim Swee kennengelernt hättest, von dem Far East Travel Club in Singapore.
Sie gab Dir die Frankfurter Adresse, damit Du den maximalen Discount Preis bekommst!!!