Letters home 1967 -1978

Monday, August 2, 2010

Weiter Geht's ...

Hans Höfer

Djakarta

Ende Juli 1970



Liebe Mutter,


es geht wieder wie normalerweise. Einen angefangenen Brief habe ich auf meine kleine Geschäftsreise nach Djakarta mitgenommen. Dort traf ich ein nettes Mädel, und so habe ich die freien Stunden mit ihr verbracht, hab mit Botschafters gespeist, mich einladen lassen und hinterhältige Bekanntschaften gemacht, denn verdammt noch mal, ich denk an meinen nächsten Job und brauch neue Verbindungen ...


Es ist mal wieder zu lange, dass ich nicht geschrieben habe, und Dein Brief mahnt mich, mich zu bessern. Zum Teufel, die Zeit rennt einfach davon!! Nachdem Du abgefahren bist, war ich recht down für 'ne Weile, zu viel hatte ich zu überdenken. Dein Besuch war so recht aufregend, und ich bin wirklich noch etwas nervös darüber, dass Du Dir evtl. Grund zu neuen unnötigen Sorgen geholt hast. Hoffentlich nimmst Dir zu Herzen, nicht nur die etwas oberflächlichen ersten Eindrücke von diesem Land, von diesen anderen Umständen, von diesem so anderen Leben das ich führe, zu behalten, sondern auch positive Seiten an allem zu entdecken. Also lass das Köpferl nicht hängen und wart ab, wat so alles kömmt.


Inzwischen ist also wieder so alles mögliche passiert. Wie gesagt, ich bin in Djakarta und habe neue Beziehungen angeknüpft. Dann sind inzwischen die Bücher angekommen und werden ganz toll verkauft. Dann habe ich meine ersten Einkäufe gemacht und inzwischen schaut mein Zimmer aus wie ein riesiger Art Shop. Die tollste Sache ist eine komplette Sammlung von Kindermalereien, 55 an der Zahl, mit denen ich eine tolle Verkaufsausstellung finanzieren möchte. Dann bin ich dabei, weitere kleine Sachen zu kaufen, mehr als Beispiel, was man so alles machen könnte, wenn man nur was clever ist am anderen End.


Was sagt Harald denn so zu all den Plänen? Wie war denn so das Erzählen von Bali? Sicher hat man Dir nicht so alles geglaubt, oder ?


Mehr als Abwechslung so kurz nach Deiner Abreise habe ein paar Wochen als 'Kultur Ratgeber' für eine italienische Filmproduktion gearbeitet. Die machten so ne richtige Bali-Schnulze. Ich habe ihnen meine Lieblingsplätzchen auf der Insel gezeigt und sie über Land und Leute beraten. Das hat wenig genutzt, denn sie hatten eben ihre eigenen Ideen im Drehbuch - aber viel Spass hatten wir alle dabei. Und dramatisch gings zu, mit Eifersuchtsszenen unter den Schauspielern, meisst um das Starlet Laura Antonelli. Dabei habe ich mich noch mit einem deutschen Schauspieler und Theatermenschen Johannes Schaaf befreunded, der dabei war. Vielleicht hast Du mal was von ihm gehört?


Filmchen Bali Schnulze zeigt Bilder bei der italienischen Produktion in Tempeln und am Tanah Lot Strand, und Johannes Schaaf , "On und Off Set".


Meine eigenen Buchexemplare hab ich immer noch nicht nach hier bekommen das ist zum kotzen. Sobald ich welche habe, werde ich Euch allen eine kleine Sendung machen, vielleicht von Singapore aus.


Alle Leutchen, die Du in Bali kennengelernt hast, fragen nach Dir, vor allem Frl. Wittig. Sie ist ganz begeistert an ihrem grossen Buch, das sie über ihre Muschelsammlung herausgeben will. Ich mach Photos für sie dazu.


Oh, Mutter, gestern Abend habe ich mit dem Chef beider Intercontinental Hotels in Indonesien eine lange Aussprache gehabt und es ist einfach ganz schwindelerregend, was wir im Augenblick planen: Ein Buch für die Insel Java, das ich "auf eigene Kappe" für das Touristen-Ministerium publizieren soll. Du kannst Dir sicher vorstellen, dass mich das natürlich wieder recht arg in Anspruch nimmt, aber trotzdem versuche ich jetzt, meine Briefschulden in alle Richtungen zu begleichen. Halt mir nur die Daumen, wenn das alles klappt, hab ich den nächsten Schritt geschafft. Uff.


Sei nicht bös über die Kürze, aber der Brief muss weg.


Ich ruf Dich von Djakarta aus an, aber mit Voranmeldung und an einem Wochenend.


Sei umarmt und geküsst für heute,


Dein Sohn Hans




Hans Höfer

Bali

30. 7. 1970



Liebe Mutter,


also, erst Luft holen, und dann muss ich Dir mal wieder erzählen, wie’s kommt, dass ich jetzt hier in Kuta sitze am Strand und Dir schreibe.


Seit Mitte Juli tat sich allerhand. Da war zuerst das Java-Buch-Project. Wie ich Dir zu verstehen gab, zeichnete sich bereits die Möglichkeit eines neuen Buches am düster roten Himmel über Java ab. Ich wurde also von den Top-Business-Leuten von der hiesigen Hotel-Gilde nach Java, das heisst nach Djakarta, zitiert. Dort angekommen, wurde ich erst mal gehätschelt und getätschelt, wurde durch die Superrestaurants des Inter-Continentals geschleift, mit Wein und Sekt begossen und mit grossräumigen Aircondition-Zimmern bezirzt.


Dann ging es für einige Tage zu den bitteren Details des Geschäfts. Da ich die Kosten und die Bedingungen meinerseits schon vorher präsentiert hatte, sah alles sehr rosig aus. Das Touristen-Ministerium will unbedingt 50.000 Bücher von mir kaufen und zwar für 2,50 Dollar US pro Stück. Ich soll die gesamte Herstellung übernehmen und auch noch zusätzlich die gesamten Einnahmen der Werbung bekommen. Das bedeutete für mich einen Etat von alles in allem 145.000 US Dollar, von dem ich 1/3 im voraus bekommen sollte, um dieses Wahnsinnsprojekt durchzuziehen.


Lieb’s Mütterlein, ich schreib Dir das so genau, damit Du merkst, was für eine wunderschöne Klemme man mir daraus bereiten wollte. Denn alles war da, der Auftrag, das Geld und die Möglichkeit eines weiteren Buches. Da hat doch dann der liebe Mensch, der die Unterschrift für das Geld hätte geben sollen, mal kurz ausgerechnet, was ich denn so daran verdienen würde und hat dann genau so gerechnet wie ich, nämlich Profit für Deinen Sohn von etwa 70.000 Dollar, etwas mehr als einen Dollar pro Buch.


Davon wollten die Schlawiner dann genau 40.000 Dollar für ihre allmächtigen Unterschriften, als stille Teilhaber also. Praktisch sah das ganz wunderbar aus, ich der 27jähriger, gibt sich doch gern mit 30.000 Dollar zufrieden, ne ganze Menge, gell ? Und da habe ich dann wohl die schönste Entscheidung meines Lebens getroffen und habe herausgefunden, dass ich doch mehr an der Idee, welche Geld macht interessiert bin, als am Geld, das diese Idee macht, und habe striktweg abgelehnt. Ich hätte denen ja ganz gerne eine nette kleine legitime Summe zugeteilt, doch gleich 75% meines Verdienstes abtreten, nee, nee, so hammas ja denn doch nicht. ... Java Buch ist also erst mal futsch.


So packte ich also wieder alles ein und ging ohne neuen Kontrakt und mit meinen letzten Flöhen nach Singapore. Im Nacken die noch neue Tat und ziemlich fertig nach all den Konferenzen und solch liebenswertem Business-talks-geschwätz. Ein weiteres Buch und sooo viel Geld ging dahin und alles was ich gerettet hatte, war mein Dickkopf.


Dort in Singapore angekommen stürzte ich mich wieder hinein in den gleichen Topf von Zahlendenkern. Das heisst, zuerst mal liess ich mich belorbeeren, da ich ja diesen so wunderschönen Preis dort gewonnen hatte. Und das kam so: Bei meinem Besuch zur Drucklegung des Bali Buches im Mai fand ich eine Auschreibung für einen Photo-Wettbewerb in der Tageszeitung mit Schlussdatum in nur zwei Tagen. Da nahm ich mir schnell ein paar Stunden Zeit und machte eine kleine Photorepotage über eine Polizeischule, die gegenüber der Druckerei wo ich arbeitete war und eine weitere Reportage über ein kleines chinesisches Strassentheater am Singapore River in der Stadtmitte. Zurück in der Druckerei entwickelte ich die Filme und machte and die 20-30 Photoabzüge am Abend, mehr aus reinem Spass and der Freude, und am letzten Tag des Wettbewerbs, gab ich meine Sachen an der Rezeption der Straits Times Zeitung ab...


Einige Wochen später bekam ich dann in Bali die Mitteilung dass ich gleich den Ersten und den Zweiten Preis gewonnen hatte. Das Preisgeld und eine tolle Hasselblad Kamera kamen genau zum richtigen Zeitpunkt, das kannst Du Dir sicher vorstellen, und da gabs denn Interviews und Fotos, ne Ausstellungseröffnung und viele Hände zum Schütteln.


Doch dann kam’s gelaufen: ich treffe ´nen tollen indischen Rechtsanwalt (gleich einen der besten natürlich) und erkläre ihm meine Ideen. Wir verstehen uns prächtig. Dann lass ich mich massieren und maniküren und gehe mit ihm schnurstracks zum Präsidenten des grössten Verlagshauses in Asien, der Straits Times Group in Singapore.


Na und da passiert’s. Der alte Kolonial-Bursche hat Gefallen an meinen Ideen und an mir und stimmt einfach zu, so schnell, dass ich es kaum begreifen kann und hab’ von da an nur mit seinen Untermanagern über produktions Details zu reden, legale Detailfragen, die ich meinerseits meinem Rechtsanwalt überlasse.


Das Resultat : Hennymutter . Diese zärtliche Handschrift hier gehört dem jüngsten Verleger Asiens, nämlich mir, der jetzt einen unterschriebenen Kontrakt hat mit der Straits-Times-Group, eine Serie von Guidebüchern für Thailand, Malaya, Singapore, Java, Hongkong und evtl. weiteres zu produzieren. Ich bekomme alles an Möglichkeiten, was dieses Haus zu bieten hat, Haus, Offices, Transport, Visa, Gehalt und völlig freie Hand. Das gesamte Geld zur Produktion wird von Times vorgestreckt, und ich liefere mein Talent und die Möglichkeit.... und ich bekomme 55% des gesamten Profits für alle zukünftigen Zeiten, an denen diese Bücher verkauft werden sollen.


Was das bedeutet, liebe Mutter, kannst Du Dir noch nicht ausmalen, das ist auch besser so, doch es scheint, ich habe die besten Aussichten. Und ich hüpfte vor Freude durch mein Hotelzimmer ...


In Kürze sieht das so aus, dass ich vom 1. September an in Singapore meine Zelte aufschlagen werde und von da an meinem lieben Bruderherz einen monatlichen Studien- oder Autozuschuss von 100 Dollar US zuschicken werde.


Da Star natürlich mein Chef-Editor wird, werden wir zusammen ein Häusle haben mit Büro und Auto und ganz wahnsinnig werden und gleich zwei neue Bücher über Singapore und Malaysien starten.


Damit zurück nach Bali ...


Da der Herr "Sigi" Beil , Chef des Bali Beach Hotels hier, mir auch noch die Verlegerrechte am Guide to Bali in die Wiege gelegt hat und ich gar nicht glauben kann, dass soviel Dusel überhaupt möglich ist, sitze ich jetzt hier am Strand von Kuta und hole mal tief Luft und schreib Dir lieber über all das .


Mach Dir net soviel Sorgen und hab aweng von meinem Optimismus. Ich werd auch mal wieder öfter schreiben, wenn ich erstmal aus diesem Wahnsinnskram heraus bin.


Sei geküsst und küss in die Runde


Dein Hans


Verleger der tollsten Bücher Asiens





Hans Höfer

Surabaja, Java


17. August 1970


Liebe Mutter,


also da mach ich doch was tolles: komme gerade von einer kurzen Visite von Singapore zurück, und schon bin ich wieder auf Achse.


Das Indonesische Government hat mich kurzerhand beauftragt, eine herrliche Broschüre über Indonesien zu machen, um damit die PATA-Konferenz (das ist das Touristenkomitee für Tourismus in Asien und Süd-Pacific und die machen alle 4 Jahre ne Grosse Sitzung : Sozusagen die Olympischen Spiele des Tourismus Asien /Pacific) für 1974 nach Indonesien einzuladen.


Da ich, wie schon erwähnt, am 1. Sept. in Singapore anfange, habe ich kurzerhand einen Wagen und Chauffeur bekommen und reise jetzt fürstlich und teuer mit Star zusammen durch ganz Java bis Djakarta, fliege dann von dort aus wieder nach Singapore, wo ich das ganze dann zusammenklopfe. Das Büchlein wird etwa 60 – 100 Seiten haben und ganz grossartig aufgemacht sein. Mein Etat für das ganze beläuft sich auf 20.000 Dollar, janz schöne Menge, von dem ich hoffnungsvoll etwa 5.000 Dollar für Star und für mich abknöpfen werde. Na bitte, so zwischendurch auch ganz schön. Ich reise also wieder und zwar janz feudal, photografiere am laufenden Band, was gibt es schöneres.


Soeben haben wir gegessen und zwar: Spargelsuppe mit Ei und Krabbenfleisch, dann gebratenen Reis mit kleineren Krabben drin, dazu gebratene Tauben mit Zitronen drüber, Hummerklauen und chinesisches Gemüse dazu, zum Nachtisch eisgekühlte Litschis, weisse Früchte, die zum Davonlaufen gut schmecken und die ich in Deutschland bestimmt vermissen würde. Na bitte, was sagste zu so ‚nem Abendessen ?


Heute war der 17. August, für die Indonesier ein ganz besonderes Fest, weil sie da die Freiheit und die Verantwortung für sich selbst zu spüren bekommen haben, von den Holländern nämlich. Das wurde also gefeiert wie bei uns der Karneval, und ich war dazwischen und hab’ sie auf die Platte gehaut, die Schlangentänzer und Pferdereiter und Wagenfahrer und Kostümträger und die Uniformträger und die Fahnenträger und die anderen, die dabei waren und die lieben Nachbarn auch.


Naja, in Surabaja bin ich gerade, was etwas links oben von Bali liegt, nur auf der Java Insel. Morgen schon in Herrgottsfrühe fahren wir weiter, bis nach Jogjakarta, noch weiter links auf Deiner Karte. Hoffe nur, dass Du Dir Dein Abendessen nachher in sechs Stunden auch recht schmecken lässt und mir danach nach Singapore darüber berichtest, denn wenn ich dort bin, würde ich doch zu gerne eine Menge Briefe von Dir vorfinden.


Huch, was bin ich müde, die Äuglein fallen mir fast runter, den Geburtstagsgruss schreib ich lieber morgen früh, Inshallah , wenn Gott will, darunter .... ...... ..... . . ... .. . .. .. . . ......


Also, schon ist alles wieder gepackt, auf geht’s durch Java.


Sei tausendmal geburtstagsgeküsst und geburtstagsumarmt und küss und umarm alle um Dich rum,


Dein Hans


Alles Gute auch von der Star der schwarzen!!


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Hans Höfer


Hotel SINGAPURA

4. 9. 1970



Liebe Mutter,


also da bin ich wieder und zwar in Singapore. Da fand ich auch gleich Deinen lieben Brief und die Fotos, vielen Dank, ich hoffe, dass ich Dich da nicht in zu grosse Unkosten gestürzt habe.


Der Trip durch Java war ganz grossartig wahnsinnig. In zwei Wochen haben wir ganz Java berast, wie die schlimmsten Touristen, in den besten Hotels genächtigt und non-stop photografiert. Uff, uff. Natürlich für mich ein ganz grossartiger Job. Alles in allem hoffen wir etwa 10.000 Dollar daran zu verdienen. Indonesiens Regierung möchte die Pata-Konferenz nach Indonesien einladen, das ist sowas wie die Olympischen Spiele des Tourismus hier im Fernen Osten, und wir sind damit beauftragt, eine Schau-Representation zu entwerfen und zu produzieren. Wir werden sehen, was dabei herauskommt.


Next Stop Indonesia, denk ich mir da.


In den nächsten Tagen fliegen wir nach Nord-Sumatra, um den dortigen Tourismus zu durchforschen. Das wird nochmal recht anstrengend aber exiting. -- - -- -- –


Uff und da haben wir’s. Inzwischen liegt der Brief schon wieder unbeendet herum, es kommt doch dauernd was dazwischen. Inzwischen habe ich die Java-Filme zurück und stell Dir vor, 90% sind durch unachtsames Entwickeln versaut! Jetzt sitze ich ganz schön in der Tinte. Oh je, oh je. Sehr wahrscheinlich muss ich für ein paar Tage zurück, um einige Sachen neu zu fotografieren. Immer kommt was dazwischen...


In der Zwischenzeit habe ich auch meinen Vertrag mit Straits Times Publishers unterzeichnet, nach erneutem Kampf um lausige Prozente. Ich werde Dir bald alles genauer beschreiben. Bis jetzt hängen wir immer noch hier in Hotelzimmern herum. Am 15. beginnt mein Kontrakt dann entgültig. Mein Gehalt beläuft sich auf monatlich 4000 Dollar Singapore, das sind genau, warte mal: 4.998,15 DM, also bis jetzt mein schönstes Monatsgehalt. Star hat genau 3.750,-- DM im Monat, was uns ein ganz nettes Leben bereiten wird. Jetzt schauen wir uns nach einem Haus um, das Haus, was ich Dir letzthin beschrieben habe, war ja nur Spinnerei, hoffentlich haste das bemerkt.


Bitte, schicke mir Haralds Konto-Nummer, damit meine Entwicklungshilfe anlaufen kann!!


Ich bin wie immer unter allerlei Druck, aber recht fröhlich. Das wird noch ne Weile anhalten, bis wir endlich unsere Zimmer und Büros haben.


Sei geküsst und küss alle, besonders Helga, Heri und Harald,


Dein Sohn




Das Filmchen zeigt Bilder von der Fahrt Bali - Djakarta für das 'Next Stop Indonesia Project' Juli 1970






Today is the zwölfte September 1970


Liebe Mutter,

also da war ich scho wieder in Singapore und bin itzo schon wieder in Indonesien und zwar in Nord-Sumatra, was ja auch ganz schön weit weg ist, wenn man’s so bedenkt.

Ich bin also geflogen von dort bis hier, sanft und hoch, bin dann gelandet und hab mir einen Stempel geben lassen und war damit in Sumatra. Da hab ich dann gleich einen guten Kontakt gemacht und gleich den reichsten Mann hier besucht, und der hat mir dann seinen Chevrolet gegeben mit einem Chauffeur und hat einen Direktor von einer seiner Fabriken mitgegeben und die drei haben mich dann hier herumgefahren, und da bin ich jetzt gerade zurückgekommen vom Toba-Lake, wo ich die Batak-Menschen und ihre schönen grossen geschwungenen Häuser abfotografiert habe.

Wie gesagt, arbeite ich ja an einem Fotobuch, das bestimmt nie zustande kömmt, weil die indonesiche Regierung ja nie Geld hat. Immerhin arbeite ich daran, da ich bis jetzt immer noch keine Absage habe. Das ist in meinem komplizierten Geschäftsleben ja sowieso nur so ein Seitentrip, da ich ja wie gesagt am 15. September bei der Straits Times in Singapore anfange mit allen Schikanen, wenn die Hunde dort sich an die Verträge halten.

Ich hoffe, dass ich in Singapore dann wieder einen Brief von der „Sorgenvergrämten“ habe, der mich mal zur Abwechslung ein wenig lustiger stimmt.

An Weihnachten will ich irgendwie ja sowieso den Weihnachtsmann bei Euch spielen, also sei net immer so traurig. Sags der Helga, dass ich ihr nicht zum Geburtstag gratuliert habe, liegt einfach daran, dass ich den angefangenen Geburtstagsbrief an sie mal wieder aus irgendeinem elenden Grunde nicht fertig gekriegt hab und nicht, wie allgemein anzunehmen ist, ihren Geburtstag etwa vergessen habe. Mist, dauernd hock ich in der Tinte mit meiner Schreiberei.

In Singapore sitzen Star und ich bis jetzt immer noch in einem Gästehaus herum und suchen ein Traumhaus zum Angeben oder eine Superflat mit allen Schikanen zum Wohnen. Da ich jetzt hier alleine in Sumatra bin, schaut sich Star um, danach.

Huch, ich wär froh, schon ein paar Wochen älter zu sein. Das Inderluftrumhängen hängt mir aweng zum Halse heraus. Alles in allem jedoch, wie immer der rosigste Himmel über mir, wenn’s auch regnet hier in Sumatra wegen dem Monsun.

Von Singapore aus erzähl ich Dir dann, wie’s weiter geht. Ich hoffe, dass Du mir Haralds Konto Nummer geschrieben hast, da ich ab 15. so viel Geld habe, dass ich überhaupt nicht weiss, wohin damit, alles.

Sei geküsst viel tausendmal

von einem Muttermahhhl







Bali
Oktober 1970

Liebe Mutter,

da kommt gerade Dein Brief und mir fällt’s wieder siedig heiss ein, dass ich Dir ja gar keine neue Adresse gegeben habe. Schau, da haste auch schon wieder grosse Sorgen um Deinen Sohn in Asien. Inzwischen hoffentlich ist auch mein letzter Brief an Dich angekommen, der Dir die grosse Kunde von Deinem Millionärssohn bringt.

Das glaubste wohl wieder nicht so recht, aber lass Dir nochmal versichern, dass ich rosigen Zeiten entgegengehe und dass absolut kein Grund zur Sorge besteht. Er lässt sich nieder, wie nie zuvor, mit allen Vorzügen und Nachteilen, aber mit gewaltigem Tatendrang.

Dann drängts mich auch nach Europa zum Besuchen, und Weihnachten ist mein Urlaub zuhaus, was da auch komme. Inzwischen hab ich auch schon mal zehn Bücher schicken lassen, was wohl den ersten Bedarf der grossen Nachfrage stillen wird. Mehr kommen nach, wenn ich in Singapore bin.

Bitte schick die Fotos per Einschreiben
MR. HANS HOEFER
c/o Mr. Oskar Frei
General ManagerTimes Printers Sdn. Bhd.
422 Thomsen Rd.
Singapore 11

Das ist also meine Adresse bis Ende diesen Monats, dann werde ich Dir die Anschrift meines eigenen Palastes in den Bergen Singapores geben, von wo aus man den Sonnenuntergang rotgrün übers Hafenbecken gleiten sieht.

Ja und dann musst Du auch Deinen Koffer schon wieder bereit haben, denn was mach ich mit solch einem Palast mit 47 Zimmern, eigenem Golfplatz und Flughafen, Hafen- und Schwimmbecken, die ganzen Bediensteten müssen ummuttert werden, die Pferde gepflegt und so vieles mehr, das kann ich gar unmöglich alles alleine, da muss unbedingt eine starke Hand draufliegen, nich ?

Dann brauche ich einen Rat von Dir, wat mach ich mit de Harald. Ich brauche in Krefeld oder evtl. in Aachen ein Konto, von dem Harald monatlich 100 US $ abheben kann. Dieses Geld ist ausschliesslich für sein Auto, das heisst für den Unterhalt seines Autos, keinesfalls für andere Zwecke zu verwenden. Ich kann das einfach von Singapore monatlich überweisen, find doch bitte mal raus an Deinem Ende, wie und wohin ich det schicken kann. Ausserdem muss das auch stillschweigend geschehen, sonst ziehen’s dem gleich was von der Rente ein, oder nich; wenn also irgendeiner daherkommt und nach mir fragt, dann sag’ ich sei ein verlorener Sohn und werde von 20 Baliweibern am Leben gehalten.

Nu vergiss auch nochmal mal schnell unseren letzten Abschied. Wir waren doch beide so nervös und von sooo viel Ungewissem umlungert. Inzwischen ist doch wieder so viel Wasser den Neckar runtergelaufen und wir haben’s mit neuen Flüssen zu tun.

Und wenn Du wüsstest, wie sehr ich mich nach kaltem Sauwetter sehne, dann würdest auch darüber nicht trübsinnig werden. Nächstes Mal schreibst mir genau alles auf, der Reihe nach, was Du alles über meine neuen Umstände wissen willst, und ich werde ganz ausführlich alles beantworten.

So, schreib bitte nach Singapore, bis Du von mir eine neue Adresse hast.Grüss Helga, Heri, Harald und erzähl ihnen vom

Hans im Glück




Sunday, August 1, 2010

Henny kommt


Oben: Im April 1970 geht alles in die Druckpressen in Singapore:
Erstmal drucke ich ein Dutzend Postkarden
und werde zum ersten Postkartenverleger in Bali.


Hotel BALI BEACH

März 1970



Liebste Mutter,


schon wieder sind so viele Tage in einem gewissen Arbeitstrott dahin, und schon lang hast Du nichts von mir gehört. Verzeih’, aber es liegt halt an diesem „Arbeitstrott“, dem balinesischen, dem Guide-Buchigen. Das Buch wird immer doller, aber ums Verrecken nicht fertiger. Doch, verglichen am Grafikerarbeitstrott in Deutschland, wie anders sieht der hier in Bali aus?


Stell Dir also das folgende vor : nach eingehendem Studium der balinesischen Tänze suchten wir aus den bestehenden 57 (siebenundfünfzig), 18 Tänze zur ausgiebigen Beschreibung für unser Buch heraus. Diese, so hab’ ich mir das ausgedacht, werden gesondert und ausgiebig für die zukünftigen Besucher dieser Insel beschrieben. Ich habe den gesamten Stab des Hotels und einige Leute aus dem Government zur Verfügung. Was immer ich mir so ausdenke, es wird arrangiert, oh

ne Rücksicht auf die Kosten. Ich hatte Dir ja nach Mallorca den Zeitungsartikel über Bali gesandt (doch leider noch nicht erfahren, ob Du ihn auch erhalten hast?. Erinnerst Du Dich an den Ketjak-Tanz?? Den, mit den vielen wahnsinnigen Balinesen im Kreis herum?

Lass Dir erzählen, was ich da angestellt habe, um den für’s Buch zu fotografieren:


Also, da gibt es im Westen der Insel eine Bucht, die man nur als Traumbucht beschreiben kann. Haushohe Wellen brechen sich an einem riesigen Felsen, der wie ein gestrandetes Schiff aus dem Getöse ragt, obendrauf ein kleiner Tempel. So ein richtiges Traumfoto hab’ ich mir da ausgedacht. Man nehme diese ungeheure Landschaft, die schwarzen Felsen, Korallen und schwarzen Sand, mische ein wenig Sonnenuntergang bei, und was man noch benötigt, sind 6 Lastwagen voll mit 300 Balinesen, von weither aus einem Bergdorf, und lasse sie dort einen Ketjak-Tanz zelebrieren!!!!


Mutter, einfach unbeschreiblich! Die Balinesen, zwei Tanzgruppen zusammen, hatten noch nie zuvor in ihrem Leben das Meer gesehen. Ganz still und staunend standen sie da, etwas ängstlich vor den unheimlichen Wellen, prüften und rochen an den grünen Algen, konnten gar nicht begreifen, wie dieser riesige Felsen den Wellen standhalten konnte. Es mussten besondere Opfergaben dargebracht werden, (die Dorfpriester waren natürlich mit auf dem Lastwagen), bevor die Götter beruhigt waren und damit die Balinesen.


Und dann die Fotos, hoch über dem Meer auf dem Felsen, 300 Leute, ihren wahnsinnig erregenden Tanz vollführend. Die Bewohner der umliegenden Dörfer kamen geströmt, sahen diesen Tanz zum erstenmal, da es ihn in dieser Gegend nicht gibt.


Kejak Tanah Lot : 300 dancers by the sea in Tanah Lot


Sowas macht also Dein Sohn im Augenblick, täglich. Denn 18 Tänze, über ganz Bali verstreut, zu arrangieren, ist schon ein Geschäft, und was für eins!! Die besten Tänzer, die besten Tanzgruppen, die besten Orchester, alles musste her für unser Buch. Die Arbeit macht mich inzwischen wohl zum besten Kenner Balis, kein Dorf, das ich nicht besucht hätte, kein Winkel blieb verborgen. Ich bin ein bunter Hund auf Bali.


Zuerst wird der Platz und die Zeit für den nächsten Tanz herausgefunden. Opfer werden gebracht, damit das Wetter auch schön bleibt. Anderntags rollen wir dann wieder im Dorf ein mit unseren Jeeps. Im Tempel sind die Vorbereitungen für den Sang-Jang Tanz in vollem Gange. Zwei kleine Mädchen wurden ausgesucht und geschmückt. Sie sitzen am Boden vor den Opferfeuern, dahinter etwa 20 Priesterfrauen, die bald mit Engelsstimmen ihren heiligen Gesang anstimmen. Priester sitzen murmelnd davor. Bald sinken die kleinen Mädchen zurück, versinken in tiefer Trance. Sie werden mit goldenen Hauben geschmückt.


Obwohl sie noch nie Tanzunterricht hatten, beginnen die Engelchen, 8 und 9 Jahre alt, sich langsam zu wiegen, zwei Männer heben sie auf die Schultern; sie werden vor das Tempeltor getragen, wo der Sang-JangTanz stattfinden wird. Sich gegenüber sitzend, auf der einen Seite etwa 100 Männer mit nackten Oberkörpern, sich im Rhythmus des Gesanges wiegend, auf der anderen Seite Frauen, die den kurzen, abgehackten Gesang der Männer durch langgezogene schrille Melodien ergänzen, dazwischen tanzen, mit geschlossenen Augen und wie im Traum lächelnd, die beiden kleinen Mädchen, ein unbeschreibliches Bild, das nur zu leicht ein wenig verwässert. Ich werde von der ungeheuren Stimmung ergriffen.


SangJang Dadari : two girls dance in a deep trance


Anderntags der Dopeng Tanz, der tollste Maskentanz, den Bali zu bieten hat. Das ganze Dorf ist zusammengelaufen, um den besten Maskentänzer Balis zu sehen. Bukre heisst er, ist etwa 50 Jahre alt. Seine Masken sind heilig für ihn, er spricht mit ihnen, kennt ihre Launen. Er ist nur ihr Körper, der sich jedesmal total verwandelt, wenn immer er die Masken wechselt.


Dopeng dancer Bukre throws open the curtain and starts his magic performance


Dann war der Tjalon-Arang-Tanz, bei dem einige Tänzer plötzlich in Trance fallen und sich gegenseitig mit scharfen Messern anfallen, wie besessen aufeinander losstechen. Obwohl ich es jetzt schon so oft gesehen habe, es ist jedesmal wieder zum wahnsinnig werden, und es gibt keine westlich befriedigende Antwort, warum es plötzlich möglich ist, dass das ganze Gewicht eines Körpers auf der Spitze eines 40 cm langen Messers liegen kann, warum sich plötzlich die Stahlklingen durchbiegen, ohne die nackte Haut auch nur zu ritzen. Die Balinesen zucken halt die Schultern und sagen einfach, dass man in Trance unverwundbar wird.


Tjalon Arang : evil triumphs over good, for a short period only


So sieht’s aus mit meinem Alltag, und die ganze Guide-Buch-Produktion läuft auf Hochtouren, so dass ich kaum zum Schreiben komme, ja kaum daran denke. Das wird natürlich alles wieder anders, wenn ich erstmal mit allem fertig bin.


Bis heute habe ich Deine Briefe aus Mallorca noch nicht erhalten. Der letzte Brief kam Anfang dieses Monats und war am 23. Juni geschrieben. Ach ja, das alte Lied von der Post. Lass mich nur bitte nochmals wissen, ob Du meinen Brief nach Mallorca mit dem Zeitungsbericht aus LIFE überhaupt bekommen hast. Es gibt noch einige Exemplare hier.


Du siehst, meine Schrift wird schon wieder gehetzter, das Telefon klingelt, und ich bin mit Gedanken schon wieder beim Guide-Buch.


Verzeih’, bleib gesund und munter. Schreib doch mal was öfter und lass mich teilnehmen an Deinem Leben.


Bitte, bitte

Dein Sohn






Der Erste Druckgang des Apa/Insight Guides Bali Mai 1970 bei Times Printers Singapore.



Hans Höfer

Singapore

22. 4. 1970



Liebe Mutter,


die Druckpressen laufen auf vollen Touren und befördern 20.000 Exemplare jeder Seite zu Tage, alles in Farbe und grosser Geschwindigkeit.


Ganz schnell und kurz, um die entstandene Zeitlücke auszufüllen, ein paar Zeilen, damit Du weißt, was los ist. Also – ich bin bis 10. Mai hier in Singapore und plane dann, mit etwa 500 Büchern in der Tasche nach Bali zu kutschieren. Dann werd’ ich erst mal ein paar Tage lang Bücher verschenken auf der ganzen Insel und mich dann sofort in die Büsche schlagen und meine Seele baumeln lassen.


Am schönsten wäre es natürlich, wenn Du zusammen mit mir baumeln würdest, zumindest für 18 Tage. Es wäre zu schön, wenn wir irgend etwas arrangieren könnten in Djakarta, um die Rückreise auszudehnen, wenn nicht, so what?


Leider habe ich noch keine Antwort von Dir, vielleicht ist der Brief gerade unterwegs. Die letzte Nachricht von Dir kam durch einen lieben Brief von Tante Maria. Ich hoffe, dass Deine Hand inzwischen wieder gesund ist und Du aus dem Krankenhaus heraus bist.


Da bekomme ich gerade einen Anruf vom Hotel Singapura, dass ein Brief für mich da ist !!


Ich habe mich zusammen mit Star hier in einem alten Englischen Colonialhaus auf der Stephens Road eingenistet, riesiges Zimmer mit Bad und Balkon, alten gemütlichen Möbeln und runden Spiegeln und Riesen-Ventilatoren, inmitten dieser riesigen Stadt, doch ganz alleinstehend, von alten Bäumen verdeckt. Neben meiner Arbeit am Guidebuch photografiere ich viel hier in Singapore und plane gleich hier mit einem weiteren Buch weiterzumachen. Doch wer weiss, wie der Wagen läuft, ich warte erst mal ein wenig die Reaktion auf mein Balibuch ab und dann sehe ich weiter.


Auf jeden Fall jedoch will ich es dieses Jahr anstellen, für einige Wochen oder so nach Deutschland zu kommen, falls es mit Deinem Besuch nicht hinhauen sollte. (Um mich herum zirpt es so laut, dass ich beim Schreiben mein eigenes Wort nicht verstehen kann!)


So, ich warte also auf Nachricht von Dir. Schreib ab 10. Mai nicht mehr nach Singapore, sondern nach Bali. Anbei noch ein paar miese Druckwerke meiner Produktion.


Ich freu’ mich so auf den Mai, 's Buch fertig und ein freier Mann, ohne Kontrakt, ohne Bindungen und ohne geregelte Verpflegung, die Haare sich wachsen lassend und nie mehr waschen, herumschlampen und ach, was weiss ich nicht alles,


Dein Sohn





Singapore


Liebe Mutter,

(irgendwann April 1970)


hach, die Tinte läuft, ach ja, das waren noch Zeiten als wir beide in Bali am Meer sassen und der Sekt uns die Beine hinunterlief und wir uns im Natürlichen badeten und im Sonnenuntergang. Solche Zeiten sind halt rar geworden und ich sehne mich nach Gamelanmusik und graziösen Tänzen. Verglichen, wird das alles recht langweilig werden, wenn wir im Wagen durch Thailand und Malaysien rauschen, von Elefanten und Tigern umlauert, von Schlangen gejagt.


Auch, der Tempelduft und Trommelschlag der Mönche dort im Lande des Königs von Siam und Anna seinem Weibe werden Dir ganz langweilig erscheinen und Du wirst gähnen beim endlosen Gemurmel der meditierend gelbgewandeten, kahlköpfigen Klosterbewohner am Ufer der Klongs, die so dahin fliessen, als wenn nichts dabei wäre. Du wirst Dich sehnen nach dem luftgekühlten Essen im Hotel Bali Beach, wenn wir verzweifelt uns mit Essstäbchen um glitschige Nudeln schlagen in den Garküchen von Singapore, in dunklen Nebenstrassen, umgeben vom ewig grinsenden Lächeln der Tempelfiguren und ganz benebelt vom Dunst der Räucherkerzen uns fragen, was wir eigentlich hier wollen, so fern vom Glanz der Vollmondnacht in Bali, der Grillenverzirpten ?


Ach das wird schlimm, im hölzernen Haus so über schaukelnde Schindeln zum Klo zu stolpern, von Moskitos gejagt und die Erinnerung an die Hitze des Tages noch lebendig. Oh mein Gott, die grauen Wolken der Monsunregen entledigt, das müde Gewieher der Wasserbüffel, von nackten Jungen gejagt und ganz voll Schlamm um die feuchten Nasen, Ohjeminee, das Geklingel der Rikschas und das durchdringende Geschrill der chinesischen Oper am Strassenrand; Allmächtiger, das Geschrei der Affen auf dem Nachttisch und die Krokodile an der Wand, das Schaukeln der Boote und das asiatische Wackeln der Stühle, die steifen Glieder nach einer Nacht unter der Brücke und der undurchdringliche Blick des Obers um die Ecke. Das wird ja alles ganz furchtbar werden!


Wann kommste denn endlich?


Dein einsamer Sohn



















Letters Home 1- March/April 1970 .

Letters Home 2 - March/April 1970 .


Click oben ..... Zwei Briefe nach Hause auf Kunstdruck.

Die ersten Farbabzüge der Bilder des Balibuches verarbeite ich zu Briefpapier




Hans Höfer

Hotel BALI BEACH 8. 5. 1970



Liebe Mutter, lieber Bruder,


Also, das schaut ja endlich gut aus! Gerade bekomme ich Deinen Brief, und ich erwarte die Henny am 28. Mai.


Ich werde versuchen, in Djakarta zu sein, um dann am nächsten Tag mit Dir gleich weiter nach Bali zu fliegen. Und dann machen wir uns den tollsten Monat aller Zeiten!!! Ich freu’ mich ja so gewaltig darauf, mit Dir in Bali zu sein. Was glaubst Du, wie es ist, gerade nachdem das Buch heraus ist, da bin ich sowas wie ein König dort...


Wie und wo wir wohnen werden, ist noch nicht heraus, aber ich habe genügend Zeit, das zu arrangieren. Etwa 7000 Balinesen stehen bereit, für Dich zu tanzen, etwa 300 Tempel werden inzwischen geschmückt, um in alle Himmelsrichtungen zu opfern, Tausende von Kindern werden ihr Ständchen bringen, 100.000 Hunde werden mit den Schwänzen wackeln, wir werden allen möglichen Unfug zusammen machen, und Du wirst es nicht glauben, was es alles gibt in Bali.


Wir werden sehen, wie Du Dich fühlst, vielleicht reisen wir hinterher noch ganz gemütlich durch Java und ich bring Dich über Land nach Djakarta. Oh, Menschmeier, was freu’ ich mich auf unser Wiedersehen; wer hätte das gedacht, was ??? Hast Du übrigens das dicke Buch über Walter Spiess bekommen? Ich habe es einer sehr netten Dame gegeben, die mit Neckermann in Bali war. Sauteuer das Ding, und ich hoffe nur, dass Du es auch erhalten hast. Es sagt so viel über das Bali von damals, und so viel wirst Du wieder finden hier. Wir können bestimmt einige Tage im alten Haus von Walter Spiess wohnen! Doch wir werden sehen, was sich so alles ergibt.


An einem der nächsten Tage werde ich mir mal überlegen, was ich denn gerne von Deutschland hätte. Im Augenblick fällt mir nichts ein, also bitte nichts kaufen! Der einzige Wunsch wäre im Augenblick ein Stück Käsekuchen. Aber der wird wohl noch was auf sich warten lassen.-


Das also nur ganz kurz für heute, damit Ihr seht, wie sehr ich mich freue.


¨Übrigens noch zwei Tage, und das Buch ist fertig gedruckt! Dann wird es gebunden und verschickt!! Wie schön.....


Hans





PS. Hoffentlich bist Du auch einigermassen gesund, damit Du mit mir durch die Reisfelder hüpfen kannst.... und bekomm’ keinen Herzkollaps vor lauter Aufregung.



Dieses Foto machte Werner in einem winzigen Waldtempelchen in der Nähe von Ubud während einer Zeichenpause im Juli 69. Schon wieder ewig her.



Natürlich würdest Du gerne daraus etwas über meinen Gesundheitszustand ersehen, was aber leider, leider nicht geht. Ich seh’ Dich da, mein blasses Gesicht herauslesen und dünn dazu. Also bitte!! Ich bin inzwischen braunschwarz gegerbt und fett, alles andere ist Täuschung und nur Lichtreflex. Ausserdem steht mir Blume im Ohr und Batikrock doch ganz gut, oder nicht ????


Kuss

Balinuss!!





Hans Höfer


Hotel BALI BEACH

21. 5. 1970



Liebe Mutter,


also, also, also ... Da bin ich gerade hier angekommen sozusagen und ruhe auf meinen Lorbeeren herum. Ich hoffe ja so, dass inzwischen alles gut gegangen ist für Dich und Du alle Impfungen und Wunden überstanden hast. Deinen Brief vom 11. Mai habe ich bekommen und ich hoffe nur, dass Du diesen hier noch vor Deiner Abreise bekommst.


Du schreibst, dass Du am 30.5. in Djakarta ankommst. Ich werde alles versuchen, Dich dort am Flughafen abzuholen, kann es aber im Augenblick nicht versprechen. Hier ist so manches im Kommen. Morgen zuerst mal‚ 'ne grosse Schau. Banquett zur Präsentation unseres Buches, zu dem etwa 160 Personen eingeladen sind, Presse und Regierung und alles mögliche, 'ne Schau!





Star Black und Gäste bei unserer Buch-Vorstellung im Bali Beach Hotel, Mai 1970


Ich werde mich dann meinem eigenen Haushalt zuwenden, ich muss eine neue Ecke für mich und all mein Zeugs finden und so weiter. Ich hoffe, dass das alles geregelt ist, wenn Du kommst! Ich versuche also, Dich in Djakarta abzuholen. Falls ich jedoch nicht am Flughafen sein sollte, so erwarte ich Dich dann hier in Bali. Ich werde hier für die bestmögliche Unterkunft sorgen, und wir werden sehen, was sich so alles machen lässt, um Deinen Rückflug zu verlängern.


Jetzt kommen noch einige Ermahnungen, damit Du Dich auch richtig verhältst. Also: Du weisst, dass sich die Zeitrechnung um etwa 6 Stunden verschiebt, das bedeutet, dass Du einige Tage brauchen wirst, bis Du Dich an die neue Zeit gewöhnt hast.


Versuche also bitte nicht, in Djakarta wach zu bleiben und Dir dort etwa irgend was blödsinniges anschaust. Behalte ruhig Deine deutsche Zeitrechnung bei und geh gleich pennen, selbst wenn es noch hell ist, und sei ruhig wach, selbst wenn es dunkel ist. Du wirst um 6 Stunden älter und auf dem Rückflug dann wieder jünger.


Dazu kommt, dass es wohl etwas warm ist für Dich, aber auch daran wirst Du Dich schnell gewöhnen. Dass Du sehr aufgeregt bist, macht nichts. Sei nur nicht zu aufgeregt, immerhin kommt wohl der tollste Urlaub aller Zeiten auf Dich zu, und wer würde sich nicht darauf freuen. Viel Schlaf, Sonne, Meer, Tänze, Palmen, Reisfelder, Feste, Sonnenauf- und –untergänge, sehr wahrscheinlich werden wir für ´ne Woche in Tjampuan wohnen im Walter Spieshaus und achjottchen, was weiss ich nicht alles.


Übrigens ist mir immer noch nichts eingefallen, was Du mir mitbringen könntest. Das beste ist, Du bringst mir nur was zu lesen aus dem deutschen Kulturbereich, ein paar pardon-Magazine, ein paar Spiegel neueren Datums, einige twens, damit ich ein paar gute Fotos sehe.

Vielleicht ist ein Buch des deutschen Art-Directoren-Bundes heraus, in der WKS weiss man sicherlich etwas darüber. Sonst also bitte nichts, keine Garderobe vor allem, ich hab genug davon. Das Guide-Buch, was ich Dir geschickt habe, brauchst Du auch nicht mitzubringen, ich hab ne Menge hier.


Was soll ich sonst noch sagen, ach ja, wie schön, gestern bin ich 27 geworden, und genau am 20.5.68 bin ich hier nach Bali, also zwei Jahre hier, und am 20. kam ich mit dem Guide-Buch hier wieder an, wie romantisch. Schluck. Viel zu lange das alles, und ich werde sooo alt und bin immer noch nicht vernünftig.


Bitte, rufe Heinz Bauer an und sage ihm, dass ich seinen Brief erst gestern erhalten habe, und ich versuche, das Mädel hier aufzusuchen heute und ich ihm sofort die neuesten Kleinigkeiten schreibe, sobald ich sie habe.


Hurra, Hurra, Hurra, das Guide-Buch ist fertig, und ich bin ein freier Mensch, nahezu.


Kuss und Kuss und Kuss und mach, dass Du herkommst


Hans!!


Zwei Filmchen zeigen Henny im Hotel Bali Beach mit Star Black, Besuch in Ubud und Umgebung. Walter Spies Haus, Temple Prozession, Gunung Kawi etc.