Letters home 1967 -1978

Monday, August 2, 2010

Weiter Geht's ...

Hans Höfer

Djakarta

Ende Juli 1970



Liebe Mutter,


es geht wieder wie normalerweise. Einen angefangenen Brief habe ich auf meine kleine Geschäftsreise nach Djakarta mitgenommen. Dort traf ich ein nettes Mädel, und so habe ich die freien Stunden mit ihr verbracht, hab mit Botschafters gespeist, mich einladen lassen und hinterhältige Bekanntschaften gemacht, denn verdammt noch mal, ich denk an meinen nächsten Job und brauch neue Verbindungen ...


Es ist mal wieder zu lange, dass ich nicht geschrieben habe, und Dein Brief mahnt mich, mich zu bessern. Zum Teufel, die Zeit rennt einfach davon!! Nachdem Du abgefahren bist, war ich recht down für 'ne Weile, zu viel hatte ich zu überdenken. Dein Besuch war so recht aufregend, und ich bin wirklich noch etwas nervös darüber, dass Du Dir evtl. Grund zu neuen unnötigen Sorgen geholt hast. Hoffentlich nimmst Dir zu Herzen, nicht nur die etwas oberflächlichen ersten Eindrücke von diesem Land, von diesen anderen Umständen, von diesem so anderen Leben das ich führe, zu behalten, sondern auch positive Seiten an allem zu entdecken. Also lass das Köpferl nicht hängen und wart ab, wat so alles kömmt.


Inzwischen ist also wieder so alles mögliche passiert. Wie gesagt, ich bin in Djakarta und habe neue Beziehungen angeknüpft. Dann sind inzwischen die Bücher angekommen und werden ganz toll verkauft. Dann habe ich meine ersten Einkäufe gemacht und inzwischen schaut mein Zimmer aus wie ein riesiger Art Shop. Die tollste Sache ist eine komplette Sammlung von Kindermalereien, 55 an der Zahl, mit denen ich eine tolle Verkaufsausstellung finanzieren möchte. Dann bin ich dabei, weitere kleine Sachen zu kaufen, mehr als Beispiel, was man so alles machen könnte, wenn man nur was clever ist am anderen End.


Was sagt Harald denn so zu all den Plänen? Wie war denn so das Erzählen von Bali? Sicher hat man Dir nicht so alles geglaubt, oder ?


Mehr als Abwechslung so kurz nach Deiner Abreise habe ein paar Wochen als 'Kultur Ratgeber' für eine italienische Filmproduktion gearbeitet. Die machten so ne richtige Bali-Schnulze. Ich habe ihnen meine Lieblingsplätzchen auf der Insel gezeigt und sie über Land und Leute beraten. Das hat wenig genutzt, denn sie hatten eben ihre eigenen Ideen im Drehbuch - aber viel Spass hatten wir alle dabei. Und dramatisch gings zu, mit Eifersuchtsszenen unter den Schauspielern, meisst um das Starlet Laura Antonelli. Dabei habe ich mich noch mit einem deutschen Schauspieler und Theatermenschen Johannes Schaaf befreunded, der dabei war. Vielleicht hast Du mal was von ihm gehört?


Filmchen Bali Schnulze zeigt Bilder bei der italienischen Produktion in Tempeln und am Tanah Lot Strand, und Johannes Schaaf , "On und Off Set".


Meine eigenen Buchexemplare hab ich immer noch nicht nach hier bekommen das ist zum kotzen. Sobald ich welche habe, werde ich Euch allen eine kleine Sendung machen, vielleicht von Singapore aus.


Alle Leutchen, die Du in Bali kennengelernt hast, fragen nach Dir, vor allem Frl. Wittig. Sie ist ganz begeistert an ihrem grossen Buch, das sie über ihre Muschelsammlung herausgeben will. Ich mach Photos für sie dazu.


Oh, Mutter, gestern Abend habe ich mit dem Chef beider Intercontinental Hotels in Indonesien eine lange Aussprache gehabt und es ist einfach ganz schwindelerregend, was wir im Augenblick planen: Ein Buch für die Insel Java, das ich "auf eigene Kappe" für das Touristen-Ministerium publizieren soll. Du kannst Dir sicher vorstellen, dass mich das natürlich wieder recht arg in Anspruch nimmt, aber trotzdem versuche ich jetzt, meine Briefschulden in alle Richtungen zu begleichen. Halt mir nur die Daumen, wenn das alles klappt, hab ich den nächsten Schritt geschafft. Uff.


Sei nicht bös über die Kürze, aber der Brief muss weg.


Ich ruf Dich von Djakarta aus an, aber mit Voranmeldung und an einem Wochenend.


Sei umarmt und geküsst für heute,


Dein Sohn Hans




Hans Höfer

Bali

30. 7. 1970



Liebe Mutter,


also, erst Luft holen, und dann muss ich Dir mal wieder erzählen, wie’s kommt, dass ich jetzt hier in Kuta sitze am Strand und Dir schreibe.


Seit Mitte Juli tat sich allerhand. Da war zuerst das Java-Buch-Project. Wie ich Dir zu verstehen gab, zeichnete sich bereits die Möglichkeit eines neuen Buches am düster roten Himmel über Java ab. Ich wurde also von den Top-Business-Leuten von der hiesigen Hotel-Gilde nach Java, das heisst nach Djakarta, zitiert. Dort angekommen, wurde ich erst mal gehätschelt und getätschelt, wurde durch die Superrestaurants des Inter-Continentals geschleift, mit Wein und Sekt begossen und mit grossräumigen Aircondition-Zimmern bezirzt.


Dann ging es für einige Tage zu den bitteren Details des Geschäfts. Da ich die Kosten und die Bedingungen meinerseits schon vorher präsentiert hatte, sah alles sehr rosig aus. Das Touristen-Ministerium will unbedingt 50.000 Bücher von mir kaufen und zwar für 2,50 Dollar US pro Stück. Ich soll die gesamte Herstellung übernehmen und auch noch zusätzlich die gesamten Einnahmen der Werbung bekommen. Das bedeutete für mich einen Etat von alles in allem 145.000 US Dollar, von dem ich 1/3 im voraus bekommen sollte, um dieses Wahnsinnsprojekt durchzuziehen.


Lieb’s Mütterlein, ich schreib Dir das so genau, damit Du merkst, was für eine wunderschöne Klemme man mir daraus bereiten wollte. Denn alles war da, der Auftrag, das Geld und die Möglichkeit eines weiteren Buches. Da hat doch dann der liebe Mensch, der die Unterschrift für das Geld hätte geben sollen, mal kurz ausgerechnet, was ich denn so daran verdienen würde und hat dann genau so gerechnet wie ich, nämlich Profit für Deinen Sohn von etwa 70.000 Dollar, etwas mehr als einen Dollar pro Buch.


Davon wollten die Schlawiner dann genau 40.000 Dollar für ihre allmächtigen Unterschriften, als stille Teilhaber also. Praktisch sah das ganz wunderbar aus, ich der 27jähriger, gibt sich doch gern mit 30.000 Dollar zufrieden, ne ganze Menge, gell ? Und da habe ich dann wohl die schönste Entscheidung meines Lebens getroffen und habe herausgefunden, dass ich doch mehr an der Idee, welche Geld macht interessiert bin, als am Geld, das diese Idee macht, und habe striktweg abgelehnt. Ich hätte denen ja ganz gerne eine nette kleine legitime Summe zugeteilt, doch gleich 75% meines Verdienstes abtreten, nee, nee, so hammas ja denn doch nicht. ... Java Buch ist also erst mal futsch.


So packte ich also wieder alles ein und ging ohne neuen Kontrakt und mit meinen letzten Flöhen nach Singapore. Im Nacken die noch neue Tat und ziemlich fertig nach all den Konferenzen und solch liebenswertem Business-talks-geschwätz. Ein weiteres Buch und sooo viel Geld ging dahin und alles was ich gerettet hatte, war mein Dickkopf.


Dort in Singapore angekommen stürzte ich mich wieder hinein in den gleichen Topf von Zahlendenkern. Das heisst, zuerst mal liess ich mich belorbeeren, da ich ja diesen so wunderschönen Preis dort gewonnen hatte. Und das kam so: Bei meinem Besuch zur Drucklegung des Bali Buches im Mai fand ich eine Auschreibung für einen Photo-Wettbewerb in der Tageszeitung mit Schlussdatum in nur zwei Tagen. Da nahm ich mir schnell ein paar Stunden Zeit und machte eine kleine Photorepotage über eine Polizeischule, die gegenüber der Druckerei wo ich arbeitete war und eine weitere Reportage über ein kleines chinesisches Strassentheater am Singapore River in der Stadtmitte. Zurück in der Druckerei entwickelte ich die Filme und machte and die 20-30 Photoabzüge am Abend, mehr aus reinem Spass and der Freude, und am letzten Tag des Wettbewerbs, gab ich meine Sachen an der Rezeption der Straits Times Zeitung ab...


Einige Wochen später bekam ich dann in Bali die Mitteilung dass ich gleich den Ersten und den Zweiten Preis gewonnen hatte. Das Preisgeld und eine tolle Hasselblad Kamera kamen genau zum richtigen Zeitpunkt, das kannst Du Dir sicher vorstellen, und da gabs denn Interviews und Fotos, ne Ausstellungseröffnung und viele Hände zum Schütteln.


Doch dann kam’s gelaufen: ich treffe ´nen tollen indischen Rechtsanwalt (gleich einen der besten natürlich) und erkläre ihm meine Ideen. Wir verstehen uns prächtig. Dann lass ich mich massieren und maniküren und gehe mit ihm schnurstracks zum Präsidenten des grössten Verlagshauses in Asien, der Straits Times Group in Singapore.


Na und da passiert’s. Der alte Kolonial-Bursche hat Gefallen an meinen Ideen und an mir und stimmt einfach zu, so schnell, dass ich es kaum begreifen kann und hab’ von da an nur mit seinen Untermanagern über produktions Details zu reden, legale Detailfragen, die ich meinerseits meinem Rechtsanwalt überlasse.


Das Resultat : Hennymutter . Diese zärtliche Handschrift hier gehört dem jüngsten Verleger Asiens, nämlich mir, der jetzt einen unterschriebenen Kontrakt hat mit der Straits-Times-Group, eine Serie von Guidebüchern für Thailand, Malaya, Singapore, Java, Hongkong und evtl. weiteres zu produzieren. Ich bekomme alles an Möglichkeiten, was dieses Haus zu bieten hat, Haus, Offices, Transport, Visa, Gehalt und völlig freie Hand. Das gesamte Geld zur Produktion wird von Times vorgestreckt, und ich liefere mein Talent und die Möglichkeit.... und ich bekomme 55% des gesamten Profits für alle zukünftigen Zeiten, an denen diese Bücher verkauft werden sollen.


Was das bedeutet, liebe Mutter, kannst Du Dir noch nicht ausmalen, das ist auch besser so, doch es scheint, ich habe die besten Aussichten. Und ich hüpfte vor Freude durch mein Hotelzimmer ...


In Kürze sieht das so aus, dass ich vom 1. September an in Singapore meine Zelte aufschlagen werde und von da an meinem lieben Bruderherz einen monatlichen Studien- oder Autozuschuss von 100 Dollar US zuschicken werde.


Da Star natürlich mein Chef-Editor wird, werden wir zusammen ein Häusle haben mit Büro und Auto und ganz wahnsinnig werden und gleich zwei neue Bücher über Singapore und Malaysien starten.


Damit zurück nach Bali ...


Da der Herr "Sigi" Beil , Chef des Bali Beach Hotels hier, mir auch noch die Verlegerrechte am Guide to Bali in die Wiege gelegt hat und ich gar nicht glauben kann, dass soviel Dusel überhaupt möglich ist, sitze ich jetzt hier am Strand von Kuta und hole mal tief Luft und schreib Dir lieber über all das .


Mach Dir net soviel Sorgen und hab aweng von meinem Optimismus. Ich werd auch mal wieder öfter schreiben, wenn ich erstmal aus diesem Wahnsinnskram heraus bin.


Sei geküsst und küss in die Runde


Dein Hans


Verleger der tollsten Bücher Asiens





Hans Höfer

Surabaja, Java


17. August 1970


Liebe Mutter,


also da mach ich doch was tolles: komme gerade von einer kurzen Visite von Singapore zurück, und schon bin ich wieder auf Achse.


Das Indonesische Government hat mich kurzerhand beauftragt, eine herrliche Broschüre über Indonesien zu machen, um damit die PATA-Konferenz (das ist das Touristenkomitee für Tourismus in Asien und Süd-Pacific und die machen alle 4 Jahre ne Grosse Sitzung : Sozusagen die Olympischen Spiele des Tourismus Asien /Pacific) für 1974 nach Indonesien einzuladen.


Da ich, wie schon erwähnt, am 1. Sept. in Singapore anfange, habe ich kurzerhand einen Wagen und Chauffeur bekommen und reise jetzt fürstlich und teuer mit Star zusammen durch ganz Java bis Djakarta, fliege dann von dort aus wieder nach Singapore, wo ich das ganze dann zusammenklopfe. Das Büchlein wird etwa 60 – 100 Seiten haben und ganz grossartig aufgemacht sein. Mein Etat für das ganze beläuft sich auf 20.000 Dollar, janz schöne Menge, von dem ich hoffnungsvoll etwa 5.000 Dollar für Star und für mich abknöpfen werde. Na bitte, so zwischendurch auch ganz schön. Ich reise also wieder und zwar janz feudal, photografiere am laufenden Band, was gibt es schöneres.


Soeben haben wir gegessen und zwar: Spargelsuppe mit Ei und Krabbenfleisch, dann gebratenen Reis mit kleineren Krabben drin, dazu gebratene Tauben mit Zitronen drüber, Hummerklauen und chinesisches Gemüse dazu, zum Nachtisch eisgekühlte Litschis, weisse Früchte, die zum Davonlaufen gut schmecken und die ich in Deutschland bestimmt vermissen würde. Na bitte, was sagste zu so ‚nem Abendessen ?


Heute war der 17. August, für die Indonesier ein ganz besonderes Fest, weil sie da die Freiheit und die Verantwortung für sich selbst zu spüren bekommen haben, von den Holländern nämlich. Das wurde also gefeiert wie bei uns der Karneval, und ich war dazwischen und hab’ sie auf die Platte gehaut, die Schlangentänzer und Pferdereiter und Wagenfahrer und Kostümträger und die Uniformträger und die Fahnenträger und die anderen, die dabei waren und die lieben Nachbarn auch.


Naja, in Surabaja bin ich gerade, was etwas links oben von Bali liegt, nur auf der Java Insel. Morgen schon in Herrgottsfrühe fahren wir weiter, bis nach Jogjakarta, noch weiter links auf Deiner Karte. Hoffe nur, dass Du Dir Dein Abendessen nachher in sechs Stunden auch recht schmecken lässt und mir danach nach Singapore darüber berichtest, denn wenn ich dort bin, würde ich doch zu gerne eine Menge Briefe von Dir vorfinden.


Huch, was bin ich müde, die Äuglein fallen mir fast runter, den Geburtstagsgruss schreib ich lieber morgen früh, Inshallah , wenn Gott will, darunter .... ...... ..... . . ... .. . .. .. . . ......


Also, schon ist alles wieder gepackt, auf geht’s durch Java.


Sei tausendmal geburtstagsgeküsst und geburtstagsumarmt und küss und umarm alle um Dich rum,


Dein Hans


Alles Gute auch von der Star der schwarzen!!


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Hans Höfer


Hotel SINGAPURA

4. 9. 1970



Liebe Mutter,


also da bin ich wieder und zwar in Singapore. Da fand ich auch gleich Deinen lieben Brief und die Fotos, vielen Dank, ich hoffe, dass ich Dich da nicht in zu grosse Unkosten gestürzt habe.


Der Trip durch Java war ganz grossartig wahnsinnig. In zwei Wochen haben wir ganz Java berast, wie die schlimmsten Touristen, in den besten Hotels genächtigt und non-stop photografiert. Uff, uff. Natürlich für mich ein ganz grossartiger Job. Alles in allem hoffen wir etwa 10.000 Dollar daran zu verdienen. Indonesiens Regierung möchte die Pata-Konferenz nach Indonesien einladen, das ist sowas wie die Olympischen Spiele des Tourismus hier im Fernen Osten, und wir sind damit beauftragt, eine Schau-Representation zu entwerfen und zu produzieren. Wir werden sehen, was dabei herauskommt.


Next Stop Indonesia, denk ich mir da.


In den nächsten Tagen fliegen wir nach Nord-Sumatra, um den dortigen Tourismus zu durchforschen. Das wird nochmal recht anstrengend aber exiting. -- - -- -- –


Uff und da haben wir’s. Inzwischen liegt der Brief schon wieder unbeendet herum, es kommt doch dauernd was dazwischen. Inzwischen habe ich die Java-Filme zurück und stell Dir vor, 90% sind durch unachtsames Entwickeln versaut! Jetzt sitze ich ganz schön in der Tinte. Oh je, oh je. Sehr wahrscheinlich muss ich für ein paar Tage zurück, um einige Sachen neu zu fotografieren. Immer kommt was dazwischen...


In der Zwischenzeit habe ich auch meinen Vertrag mit Straits Times Publishers unterzeichnet, nach erneutem Kampf um lausige Prozente. Ich werde Dir bald alles genauer beschreiben. Bis jetzt hängen wir immer noch hier in Hotelzimmern herum. Am 15. beginnt mein Kontrakt dann entgültig. Mein Gehalt beläuft sich auf monatlich 4000 Dollar Singapore, das sind genau, warte mal: 4.998,15 DM, also bis jetzt mein schönstes Monatsgehalt. Star hat genau 3.750,-- DM im Monat, was uns ein ganz nettes Leben bereiten wird. Jetzt schauen wir uns nach einem Haus um, das Haus, was ich Dir letzthin beschrieben habe, war ja nur Spinnerei, hoffentlich haste das bemerkt.


Bitte, schicke mir Haralds Konto-Nummer, damit meine Entwicklungshilfe anlaufen kann!!


Ich bin wie immer unter allerlei Druck, aber recht fröhlich. Das wird noch ne Weile anhalten, bis wir endlich unsere Zimmer und Büros haben.


Sei geküsst und küss alle, besonders Helga, Heri und Harald,


Dein Sohn




Das Filmchen zeigt Bilder von der Fahrt Bali - Djakarta für das 'Next Stop Indonesia Project' Juli 1970






Today is the zwölfte September 1970


Liebe Mutter,

also da war ich scho wieder in Singapore und bin itzo schon wieder in Indonesien und zwar in Nord-Sumatra, was ja auch ganz schön weit weg ist, wenn man’s so bedenkt.

Ich bin also geflogen von dort bis hier, sanft und hoch, bin dann gelandet und hab mir einen Stempel geben lassen und war damit in Sumatra. Da hab ich dann gleich einen guten Kontakt gemacht und gleich den reichsten Mann hier besucht, und der hat mir dann seinen Chevrolet gegeben mit einem Chauffeur und hat einen Direktor von einer seiner Fabriken mitgegeben und die drei haben mich dann hier herumgefahren, und da bin ich jetzt gerade zurückgekommen vom Toba-Lake, wo ich die Batak-Menschen und ihre schönen grossen geschwungenen Häuser abfotografiert habe.

Wie gesagt, arbeite ich ja an einem Fotobuch, das bestimmt nie zustande kömmt, weil die indonesiche Regierung ja nie Geld hat. Immerhin arbeite ich daran, da ich bis jetzt immer noch keine Absage habe. Das ist in meinem komplizierten Geschäftsleben ja sowieso nur so ein Seitentrip, da ich ja wie gesagt am 15. September bei der Straits Times in Singapore anfange mit allen Schikanen, wenn die Hunde dort sich an die Verträge halten.

Ich hoffe, dass ich in Singapore dann wieder einen Brief von der „Sorgenvergrämten“ habe, der mich mal zur Abwechslung ein wenig lustiger stimmt.

An Weihnachten will ich irgendwie ja sowieso den Weihnachtsmann bei Euch spielen, also sei net immer so traurig. Sags der Helga, dass ich ihr nicht zum Geburtstag gratuliert habe, liegt einfach daran, dass ich den angefangenen Geburtstagsbrief an sie mal wieder aus irgendeinem elenden Grunde nicht fertig gekriegt hab und nicht, wie allgemein anzunehmen ist, ihren Geburtstag etwa vergessen habe. Mist, dauernd hock ich in der Tinte mit meiner Schreiberei.

In Singapore sitzen Star und ich bis jetzt immer noch in einem Gästehaus herum und suchen ein Traumhaus zum Angeben oder eine Superflat mit allen Schikanen zum Wohnen. Da ich jetzt hier alleine in Sumatra bin, schaut sich Star um, danach.

Huch, ich wär froh, schon ein paar Wochen älter zu sein. Das Inderluftrumhängen hängt mir aweng zum Halse heraus. Alles in allem jedoch, wie immer der rosigste Himmel über mir, wenn’s auch regnet hier in Sumatra wegen dem Monsun.

Von Singapore aus erzähl ich Dir dann, wie’s weiter geht. Ich hoffe, dass Du mir Haralds Konto Nummer geschrieben hast, da ich ab 15. so viel Geld habe, dass ich überhaupt nicht weiss, wohin damit, alles.

Sei geküsst viel tausendmal

von einem Muttermahhhl







Bali
Oktober 1970

Liebe Mutter,

da kommt gerade Dein Brief und mir fällt’s wieder siedig heiss ein, dass ich Dir ja gar keine neue Adresse gegeben habe. Schau, da haste auch schon wieder grosse Sorgen um Deinen Sohn in Asien. Inzwischen hoffentlich ist auch mein letzter Brief an Dich angekommen, der Dir die grosse Kunde von Deinem Millionärssohn bringt.

Das glaubste wohl wieder nicht so recht, aber lass Dir nochmal versichern, dass ich rosigen Zeiten entgegengehe und dass absolut kein Grund zur Sorge besteht. Er lässt sich nieder, wie nie zuvor, mit allen Vorzügen und Nachteilen, aber mit gewaltigem Tatendrang.

Dann drängts mich auch nach Europa zum Besuchen, und Weihnachten ist mein Urlaub zuhaus, was da auch komme. Inzwischen hab ich auch schon mal zehn Bücher schicken lassen, was wohl den ersten Bedarf der grossen Nachfrage stillen wird. Mehr kommen nach, wenn ich in Singapore bin.

Bitte schick die Fotos per Einschreiben
MR. HANS HOEFER
c/o Mr. Oskar Frei
General ManagerTimes Printers Sdn. Bhd.
422 Thomsen Rd.
Singapore 11

Das ist also meine Adresse bis Ende diesen Monats, dann werde ich Dir die Anschrift meines eigenen Palastes in den Bergen Singapores geben, von wo aus man den Sonnenuntergang rotgrün übers Hafenbecken gleiten sieht.

Ja und dann musst Du auch Deinen Koffer schon wieder bereit haben, denn was mach ich mit solch einem Palast mit 47 Zimmern, eigenem Golfplatz und Flughafen, Hafen- und Schwimmbecken, die ganzen Bediensteten müssen ummuttert werden, die Pferde gepflegt und so vieles mehr, das kann ich gar unmöglich alles alleine, da muss unbedingt eine starke Hand draufliegen, nich ?

Dann brauche ich einen Rat von Dir, wat mach ich mit de Harald. Ich brauche in Krefeld oder evtl. in Aachen ein Konto, von dem Harald monatlich 100 US $ abheben kann. Dieses Geld ist ausschliesslich für sein Auto, das heisst für den Unterhalt seines Autos, keinesfalls für andere Zwecke zu verwenden. Ich kann das einfach von Singapore monatlich überweisen, find doch bitte mal raus an Deinem Ende, wie und wohin ich det schicken kann. Ausserdem muss das auch stillschweigend geschehen, sonst ziehen’s dem gleich was von der Rente ein, oder nich; wenn also irgendeiner daherkommt und nach mir fragt, dann sag’ ich sei ein verlorener Sohn und werde von 20 Baliweibern am Leben gehalten.

Nu vergiss auch nochmal mal schnell unseren letzten Abschied. Wir waren doch beide so nervös und von sooo viel Ungewissem umlungert. Inzwischen ist doch wieder so viel Wasser den Neckar runtergelaufen und wir haben’s mit neuen Flüssen zu tun.

Und wenn Du wüsstest, wie sehr ich mich nach kaltem Sauwetter sehne, dann würdest auch darüber nicht trübsinnig werden. Nächstes Mal schreibst mir genau alles auf, der Reihe nach, was Du alles über meine neuen Umstände wissen willst, und ich werde ganz ausführlich alles beantworten.

So, schreib bitte nach Singapore, bis Du von mir eine neue Adresse hast.Grüss Helga, Heri, Harald und erzähl ihnen vom

Hans im Glück




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